Zimmermann, Julius Heinrich
Firmenname:
1886-1926 Julius Heinrich Zimmermann
1926-1938 Julius Heinrich Zimmermann Leipzig GmbH
Adressen:
1887-1902 Querstr. 26-28
1903-1938 Querstr. 26-28, Fabrik Sedanstr. 17
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1887-1938

Die ursprünglich in Russland beheimatete Firma zog aus folgenden Gründen 1885 nach Leipzig: „Herr Zimmermann ist der Inhaber der wohlbekannten Piano- und Musikinstrumenten-Handlung verbunden mit einem Atelier für Holz- und Messingblasinstrumentenbau, in St. Petersburg und Moskau. Die Verlegung seines Domicils nach Leipzig hat Herr Zimmermann hauptsächlich im Interesse seines ziemlich bedeutenden Musikverlags gethan, für dessen Verwerthung Leipzig als Centralpunkt des Buch- und Musikalienhandels ohne Frage bessere Chancen bietet“ (ZfI 7/1886, S. 78).

Die Firma tat sich in erster Linie als bedeutendes Handelsunternehmen sowie als Musikverlag hervor. Eigene Instrumentenfabriken gab es in Russland (ZfI 13/1893 S.247). 1917 verlor Zimmermann seine russischen Besitzungen und gründete 1919 eine Filiale in Markneukirchen zum Bau von Blasinstrumenten (Henkel 2000 S. 724).

In Leipzig produzierte das Unternehmen außerdem ab 1904 Harmoniums und Klaviere (ZfI 24/1904, S.447), ab 1905 Kantofon-Sprechmaschinen  (ZfI 31/1911 S. 608) und ab 1915 Klaviatur-Glockenspiele gemäß dem Gebrauchsmuster Nr. 625653 vom 9.2.1915 (ZfI 35/1915 S.203)

Das Großhandelsunternehmen verkaufte natürlich auch mechanische Musikinstrumente, sowohl alle wichtigen Leipziger Marken als auch z.B. den amerikanischen Vorsetzer Pianola (anlässlich der Ostermesse 1901 ausführlich beschrieben in: ZfI 21/1901, S. 438). Doch zwischen 1901 und ca. 1917 wurden hier außerdem Organetten der Marke Orgophon und Stimmenkamm-Musikwerke „Fortuna“ produziert. Zur Fabrikation der Fortuna-Musikwerke kam das Unternehmen durch Aufkauf der Firma →Adler.

            Im Leipziger Adressbuch von 1917 erscheint diese Firma letztmalig im Zusammenhang mit Musikwerken, und im Weltadreßbuch der Musikinstrumentenindustrie von Paul de Wit Leipzig 1926) ist dieser Produktionszweig nicht mehr genannt. Es wird die Herstellung von Musikautomaten also um 1917 aufgegeben worden sein

Firma in Daten:
  • 1885 Gründung (de Wit 1926)
  • 1886 Eintragung ins Handelsregister (ZfI 7/1886, S. 78)
  • 1898 Prokura für Carl Jaffé und Adolf Ferdinand Hügel (ZfI 19/1898, S.27)
  • 1900 Übernahme des Alleinvertriebes der „Adler“-Musikwerke (ZfI 20/1900, S.631); Aufkauf der Firma →ADLER am 1.4. Es wird weiter produziert. Nachfrage besonders nach „Fortuna“ (ZfI 20/1900, S. 661).  
  • 1904 im November Kauf  der Klavier- und Harmoniumfabrik „Gustav Fiedler“, Fortsetzung der Produktion unter dem bisherigen Namen (Henkel 2000 S. 724)
  • 1912 Prokuristen sind Carl Becke, Eugen Zimmermann, Jaffe und Hügel (de Wit 1912)
  • 1926 im Weltadressbuch unter Piano- und Harmonium-Handlungen, nicht mehr unter Erbauern mechanischer Musikinstrumente.
  • 1938 Konkurs (Henkel 2000 S. 724)

 

Bild: Inserat aus ZfI 31/1911 S. 608

Personalien:
Zimmermann, Julius Heinrich

(1851-1923), geboren in Sternberg/Mecklenburg, ging nach kaufmännischer Lehre 1875 nach Russland und gründete in Petersburg eine Firma zum Import von Harmonikas und kleinen Musikinstrumenten. 1885 eröffnete er eine Filiale in Moskau, später auch in Riga und London. 1886 nahm er seinen Wohnsitz in Leipzig und gründete in der Querstraße einen Musikverlag. Um 1890 folgten die Gründung einer Fabrik für Holz- und Blechblasinstrumente sowie ein Atelier für Saiten- und Zungeninstrumente in Petersburg. Nach dem Verlust der russischen Besitzungen 1917 gründete er 1919 eine Filiale für Blechblasinstrumentenbau in Markneukirchen. Zimmermann war Kommerzienrat und ab 1912 Mitglied des Reichstages. Er starb am 25.April 1923 in Berlin. Zimmermann wurde 1897 Mecklenburg-Schwerinscher Commerzienrath (ZfI 17/1897, S.729) und 1902 russischer Hoflieferant und kaiserlich russischer Kommerzienrat (ZfI 22/1902, S.317). 1901 wurde er ausgezeichnet vom Zaren mit dem Stanislaus-Orden II. Klasse (ZfI 22/1901, S.47).

Mandelstamm, Max

war Prokurist von 1892 bis 1899 (ZfI 12/1892, S.217 und ZfI 19/1899, S.903)

Zimmermann, Franz August

Kaufmann, war Prokurist ab 1900 (ZfI 20/1900, S.863) und 1926 Inhaber (de Wit 1926).

Literatur:
  • „Kommerzienrat Julius Heinrich Zimmermann †“ in: ZfI 43/1923 S. 915.
  • Bowers, David Q., Encyclopedia of Automatic Musical Instruments, New York 1972, S. 238-242.
  • Henkel, Hubert, Lexikon deutscher Klavierbauer, Frankfurt/Main 2000, S. 724.
  • Wimmer, Ullrich, Das Orgophon, in: Das Mechanische Musikinstrument 87/2003 S. 25-32.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The musical box: a guide for collectors, Atglen 1995.
Warenzeichen:
  • J.H.Z. (im Herz und Kreis) Nr. 22606  Z.382 ab 6.3.97  (ZfI 17/1897 S.487)

 Zimmermann. Nr. 23391  Z 401, ab 6.4.97 (ZfI 17/1897 S.567)

  • Orgophon  Nr. 51693  Z 850 ab 22.11.1901 (ZfI 22/1901 S.237)
  • Wolzogen Nr. 154781  Z 2774  ab 9.2.12 (ZfI 32/1912 S.765)
  • Elsa-Laura Nr. 154780  Z 2773 ab 9.12.12 (ZfI 32/1912 S.765)
  • Kreml Nr. 194721  Z 4023  ab 30.5.1914 (ZfI 34/1914 S.1193)
Patente und Gebrauchsmuster:

(hier sind nur die Erfindungen in Bezug auf selbstspielende Musikinstrumente vermerkt)

Patent (für Julius Heinrich Zimmermann)

  • Schweizer Patent Nr. 3860A Pneumatische Vorrichtung zum Ausschlagen von Saiten durch vibrierende Zungen. 4.8.1891 

Gebrauchsmuster (für Julius Heinrich Zimmermann, Leipzig)

  • 160238 Z. 2230 Vom Vorrathsbalge zwangsläufig bewegtes, leicht zurollendes Luft-Auslaßventil für Musikwerke. 30.7.1901. (ZfI 22/1901 S.21)
  • 160344 Z. 2229 Vom Vorrathsbalge bewegtes, leicht aufrollendes Lufteinlaßventil für Musikwerke. 30.7.1901 (ZfI 22/1901 S.21)

Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 164304 Z. 2317 Zwischenlage für Canzellen-Serien mit Doppeltönen an Musikwerken mit auswechselbaren Notenblättern. 30.10.1901 (ZfI 22/1901 S.213)
  • 164305 Z. 2318 Hohle Welle für Musikwerke. 30.10.1901 (ZfI 22/1901 S.213)
  • 164399 Z. 2323 Federnder Bügel als Lager für Kurbelzapfen an mechanischen Musikwerken. 30.10.1901 (ZfI 22/1901 S.213)
  • 166005 Z. 2320 Biegsame Welle für Notenblätter-Antrieb bei mechanischen Musikinstrumenten. 30.10.1901 (ZfI 22/1902 S.286)
  • 168685 Z. 2388 Von Notenzeichen der Notenblätter mechanischer Musikwerke bewegte Luft-Ein- oder Auslaßventile zum Luft-Ein- oder Austritt bei geringem Luftverbrauch. 17.1.1902 (ZfI 22/1902 S.403)
  • 176287 Z. 2521 Luft-Ein- oder Auslaß-Ventil zum Luft-Ein- oder Austritt vor Anlassen des Musikstückes. 2.5.1902 (ZfI 22/1902 S.747)
  • 180123 Z. 2222 Dicht nebeneinander auf einer Grundplatte angeordnete  Cancellenserien für mechanische Musikwerke, mit einschiebbaren Stimmen. 25.7.1901 (ZfI 22/1902 S.893)
  • 201063 Z. 2336 Metallene Grundplatte für Musikinstrumente mit Lippen- oder Zungenstimmen und hinter derselben stehend befestigten Kanzellenserien. 21.11.1901 (ZfI 23/1903 S.749)
  • 201383 Z. 2337 Zapfenrad mit Doppelhebel für die einseitige Bewegung von in die Anfangsstellung selbsttätig zurückkehrenden Bälgen für Musikinstrumente. 21.11.1901 (ZfI 23/1903 S.777)