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Die Hersteller selbst spielender Musikinstrumente aus Leipzig mit ihren Produkten und Patenten aus der Zeit von 1876 bis 1930

 

Katalog von Birgit Heise

 

Internet-Lexikon 

Diese Datenbank umfasst ca. 600 Textseiten und bietet eine vollständige Auflistung und Beschreibung der Hersteller von Musikautomaten aus Leipzig in deutscher Sprache. Geordnet nach Firmen bieten sich dem Interessenten hier folgende Angaben:

  • Firmenname einschließlich aller Namensänderungen
  • Alle Adressen
  • Daten zur Firmengeschichte
  • Preise und Auszeichnungen
  • Warenzeichen
  • Angaben zum Inhaber und anderen wichtigen Personen
  • Geschäftliche Details wie Reingewinne oder Aktienkapital
  • Bisher erschienene Literatur über die Firma
  • Produkte, nach Gattungen geordnet

Der Interessent kann wahlweise den Namen der Produktionsstätte oder einer bestimmten Person anwählenund findet hier alle zur Zeit bekannten Daten und Fakten (siehe Register Firmennamen, Personennamen). Andererseits kann auch nach einem konkreten Produkt gesucht werden (Register Produktbezeichnungen), falls z.B. der Erbauer des Musikwerkes nicht bekannt ist.

 

Für Hinweise oder weitere Angaben sind wir dankbar; bitte nutzen Sie den Link „Kontakt”.
 

Quellen

Neben den bei jeder Firma speziell gelisteten Publikationen dienten die folgenden Quellen als Daten-Grundlage:

Adressbücher der Stadt Leipzig 1876 bis 1930 (LAB)
Polizeiliche Meldebücher im Stadtarchiv

Firmennachlässe im Sächsischen Staatsarchiv

Berichte der Handelskammer
Weltadreßbücher der Musikinstrumentenindustrie von Paul de Wit 1890-1926
Zeitschrift für Instrumentenbau (Paul de Wit, Leipzig ab 1880) (ZfI)

Leipzig als Produktionszentrum für Musikautomaten

Eine außergewöhnliche und für den mitteleuropäischen Raum einmalige Blüteperiode erlebte Leipzig in den Jahrzehnten zwischen 1880 und 1930. Die besonders auf dem Sektor des Klavier- und Blasinstrumentenbaues traditionsreiche Musikinstrumentenbauer-Hochburg etablierte sich als ein weltweites Zentrum für die Herstellung selbst spielender Musikinstrumente. Jene für Ökonomie und Kultur gleichermaßen bedeutsame Entwicklung vollzog sich in zwei Etappen: Beherrschten zwischen 1880 und 1900 Lochplatten-Spielwerke in vielen Variationen den Markt, so kamen zwischen 1900 und 1930 Tausende pneumatische Klaviere und Klavier-Orchestrions aus der Messestadt. Ein halbes Jahrhundert lang galten Musikautomaten hiesiger Fabriken weltweit als erstrebenswerte Anschaffung; zu erkennen an den folgenden Zahlen:

  • Über 100 spezialisierte Firmen existierten insgesamt auf diesem Sektor in Leipzig; meist produzierten 20-30 Betriebe gleichzeitig. Hinzu kamen hiesige Zuliefer-Betriebe für Tasten, Mechaniken, Motoren u.a..
  • Mehrere Fabriken mit 300 - 1500 Arbeitern zählten zu den weltweit größten dieser Art (Polyphon, Hupfeld, Popper, Symphonion, Lösche, Adler, Paul Ehrlich).
  • Insgesamt gab es geschätzte 3500 Arbeitsplätze kurz vor dem I. Weltkrieg allein in den Kernbetrieben (ohne Zulieferer).
  • Ca. 52 000 mechanische Musikinstrumente wurden allein im Jahre 1887 in den drei größten Leipziger Werken gebaut; etwa die Hälfte ging in den Export in alle Erdteile.
  • Etwa 700 verschiedene Modelle von Musikautomaten (darunter ca. 300 Stimmenkamm-Musikwerke, 200 Klaviere und Orchestrions, 70 Organetten) wurden entwickelt.
  • Rund 1000 Patente und Gebrauchsmuster kamen aus Leipzig.


Welche Arten von Musikautomaten kamen aus Leipzig?

1. Organetten

 

 

Organetten mit Lochplatten wurden 1882 in Leipzig von Paul Ehrlich entwickelt und hatten hier ihren maßgeblichen Produktionsstandort. Dabei handelt es sich um automatische Harmonikainstrumente mit durchschlagenden Zungen, Kanzellen und Blasebalg. Mit der Handkurbel setzte man zugleich den Blasebalg und den Toninformationsträger (Platte, Lochband, Walze o.ä.) in Bewegung. Das Öffnen und Schließen der Ventile für die Tongebung erfolgte automatisch über einen Hebelmechanismus, der jedes Mal dann in Bewegung geriet, wenn die darüber laufende Platte (bzw. das Tuch) ein dem Ton entsprechendes Loch enthielt. Oft mit einem Tonvorrat von 16-26 Tonstufen ausgestattet, funktionierten die meisten Modelle mit Saugwind.

Besonders die Organetten von PAUL EHRLICH (Fabrik Leipziger Musikwerke), aber auch diejenigen von PHÖNIX (Leipziger Musikwerke Phönix)und EUPHONIKA (Leipziger Musikwerke Euphonika) erfuhren weltweite Verbreitung. Die meisten Modelle dieser Hersteller kamen als Tischinstrumente (Schatullen) auf den Markt, wobei die Schatullen aller drei Firmen ähnliche Eigenschaften aufwiesen. So betrug der Tonumfang bei PAUL EHRLICH 16 (Helikon) bis 36 Töne (Salon-Ariston), bei PHÖNIX 14 (alle Kinderinstrumente) bis 42 Töne und bei EUPHONIKA 16 bis 36 Töne. Die Zungen bestanden aus Messing oder Stahl; bei besseren Modellen verwendeten alle Anbieter hochwertige Harmoniumzungen, die man aus den USA bezog. Für den Kenner offenbarten sich aber durchaus Unterschiede: Den PHÖNIX-Instrumenten bescheinigte man die schönste Klangfarbe, die Ariston von PAUL EHRLICH hatten die größte Bekanntheit bei riesigem Platten-Repertoire und EUPHONIKA setzte auf Lautstärke und Effekte wie tanzende Figuren.

In Leipzig gebaute Organetten-Modelle mit Beginn der Produktion und Herstellern:

 

1876 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Orchestrionette
1881 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Non plus ultra
1882 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Ariston
1886 Leipziger Musikwerke PHÖNIX Phönix
1891 Leipziger Musikwerke PHÖNIX Laetitia, Ariosa
1896 Leipziger Musikwerke EUPHONIKA Amorette
1897 Leipziger Musikwerke PHÖNIX Intona
1901 Zimmermann, Julius Heinrich Orgophon
1904 Ehrlichs Musikwerke Emil Ehrlich Ehrlichs Instrument Nr.7
1905 Leipziger Musikwerke PHÖNIX Diana
1905 Neue Leipziger Musikwerke Adolf BUFF-HEDINGER Empire
1906 Neue Leipziger Musikwerke Adolf BUFF-HEDINGER Ariston, Helikon Z, Monopol
1909 Leipziger Musikwerke PHÖNIX Lucia
1912 Holzweissig, Ernst Amorette
1913 Leipziger Musikwerke PHÖNIX Otero
1920 Holzweissig, Ernst Diana, Intona, Phönix, Ariosa

 2. Mechanische Handharmonikas

 

 

Als Klang gebende Grundlage fungierte eine Ziehharmonika in Bandonion- oder Konzertinaform. Der Antrieb der Platten und Rollen erfolgte über ein Federwerk (Uhrwerk) oder einen an die Balgbewegung gekoppelten Mechanismus („Nürnberger Schere“). Ähnlich wie bei den Organetten erfolgte das Öffnen und Schließen der Kanzellen automatisch über Stecher und Claves. Mit ihrem Ziehharmonika-Balg boten diese Harmonikas gegenüber anderen selbst spielenden Instrumenten wie z.B. Organetten den Vorteil, dass der „Spieler“ durch stärkeren oder schwächeren Druck und Zug auf die Lautstärke Einfluss zu nehmen und damit individuell die an sich vorgegebene Musik zu gestalten vermochte.

Die älteren Modelle der Marken „Sonatina“ und „Euphonika“ funktionierten mit runden Lochplatten. Doch ebenso wie bei anderen Lochplatten-Musikwerken dauerte das Musikstück nur eine Plattenumdrehung und begann dann von vorn. Kein Wunder, dass sich ein über Jahrzehnte anhaltender Verkaufserfolg erst mit dem „Tanzbären“ einstellte, dessen Notenrollen aus Papier eine viel längere Spieldauer boten. Ein weiterer Vorteil bestand in der neuartigen Technik der Bedienung: Das Betätigen eines zusätzlichen „Ratschenhebels“ bewirkte das Abrollen des Lochstreifens unabhängig von der Balgbewegung, so dass der Spieler zusätzlich zur Lautstärke nun auch das Tempo individuell variieren konnte.

Leipziger Hersteller und ihre Produkte mit Beginn der Herstellung:

1895 Leipziger Musikwerke SONATINA Sonatina
1896 Leipziger Musikwerke EUPHONIKA Euphonika
1905 (ca.) Zuleger, A Tanzbär

3. Selbst spielende Harmoniums

Als Klangkörper diente ein herkömmliches Harmonium, meist mit Saugwind-Prinzip. Ähnlich wie beim selbst spielenden Klavier nutzte man als Toninformationsträger in Leipzig in der frühen Zeit (1890er Jahre) die gelochte Platte oder die Notenrolle; nach 1900 stellte man ausschließlich Notenrollen gesteuerte Harmoniums her. Die Übertragung von der Notenrolle zum Ventil erfolgte bei den frühen Modellen mechanisch, nach 1900 pneumatisch mittels einer perforierten Notenrolle.

Mechanische Harmoniums

Leipziger Hersteller, Produktnamen (wenn vorhanden) und Beginn der Fertigung:

1887 Grob, J.M. (Klavier- und Harmonium-Vorsetzer)
1888 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Daimonion (Klavier-Harmonium)
1892 Hupfeld, Ludwig  

 

Pneumatisch gesteuerte Harmoniums 

Leipziger Hersteller, Produktnamen (wenn vorhanden) und Beginn der Fertigung:

1908(ca.) Hörügel, M.  
1908 Popper, Polyphon Mystikon, Klavier-Harmonium
1910 Mannborg  
1910 Neue Leipziger Musikwerke Adolf BUFF-HEDINGER Premier
1910 Hofberg, Magnus Hofbergs Auto-Harmonium
1913(ca.) Hupfeld, Ludwig Clavimonium (Klavier-Harmonium)
1914(ca.) Popper Estrella
1914 Hofberg, Magnus Combinations-Auto-Harmonium
1920(ca.) Zuleger, A. Harmonola
1926(ca.) Hörügel, M. Hera

4. Stimmenkamm-Musikwerke


Der Stimmenkamm (auch Tonkamm, Kammzungen) ist der einzige speziell für mechanische Instrumente konstruierte Klangkörper. Aus einer Stahlplatte herausgeschnittene schwingende Zungen unterschiedlicher Länge und Masse werden durch Anreißen zum Klingen gebracht. Fand dieser Kamm bereits seit 1820 in Schweizer Walzenspieldosen vielfache Anwendung, so wurde er in Leipzig erstmals mit runden Lochplatten kombiniert. Mit ihr werden drehbare Zahnräder (Sternenrädchen) in Bewegung gesetzt, die wiederum die Kammzungen anreißen und zum Klingen bringen. Für die Lochplatten, die es in Durchmesser zwischen 11 und 85 cm gab, sollte sich Stahl am besten bewähren. Diese Art von mechanischen Spielwerken wurde in Leipzig durch Paul Lochmann (→SYMPHONION) erfunden und hatte hier ihren maßgeblichen Produktions-Standort.

Mit der Bahn brechenden Erfindung des Sternenrädchens (Patent nur in Großbritannien Nr. 11261 vom 22.9.1885) gelang Paul Lochmann die zweckmäßige Verbindung von Lochplatte und Stimmenkamm. Mit seiner Fabrik Lochmannscher Musikwerke hatte er sodann ein Unternehmen gegründet, das schon 1893 mit 600 Arbeitern massenhaft Automaten der Marke „Symphonion“ produzierte.

In Leipzig wurden außerdem Stimmenkamm-Musikwerke mit Faltkarton für eine weitaus längere Spieldauer gefertigt.

Leipziger Hersteller von Lochplatten-Spielwerken mit ihren Warenbezeichnungen und Beginn der Produktion:

1886 Symphonion Symphonion
1890 Brachhausen & Rießner Polyphon
1890 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Elly
1891 Orphenion-Musikwerke Lyraphon
1892 Orphenion-Musikwerke Orphenion
1893 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Monopol
1894 Komet Musikwerke Komet
1894 Neumann, A. Enterpephon
1895 Kalliope Musikwerke Kalliope
1895 Polyphon Polyphon
1896 Adler Adler
1896 Sirion Sirion
1896 Weigel, C.H.  
1897 Musikwerke Orpheus Orpheus
1897 Fabrik mechanischer Musikwerke Troubadour Troubadour
1898 Musikwerke Tannhäuser Tannhäuser
1898 Troubadour Musikwerke Troubadour
1899 Original Musikwerke Paul Lochmann Original
1900 Adler Fortuna
1900 Zimmermann, J.H. Fortuna
1901 Phänomenal-Musikwerke Phänomenal

Leipziger Hersteller von Faltkarton-Spielwerken und ihre Produkte mit Beginn der Herstellung:

1891 Fabrik Müllerscher Musikwerke Hymnophon
1891 Plagwitzer Musikwerke ARIOPHON Ariophon
1891 Leipziger Musikwerke LIBELLION Libellion

1896

Roepke  

 

 



5. Mechanische Zithern

 

 

Eine griffbrettlose Zither bildete stets die Grundlage dieses mechanischen Instrumentes. Deren Saiten wurden - gesteuert über Lochplatten oder Notenrollen - derartig in Schwingungen versetzt, dass ein der Konzertzither ähnlicher Klang entstand. 

Leipziger Hersteller und ihre Produkte mit Beginn der Herstellung:

1892 Hupfeld, Ludwig Cymbalpianette
1895 Hupfeld, Ludwig Arpanetta
1895 Fabrik mechanischer Zithern Chordephon Chordephon
1922 Popper Triola

 

 



6. Mechanische Schlaginstrumente


In Leipzig fertigte man selbstspielende Schlaginstrumente in erster Linie als Kinderspielzeug. Knaben und Kinderkapellen behalfen sich mit mechanischen Lyra-Glockenspielen oder kleinen Kurbel-Trommeln zur automatischen Wiedergabe von Marsch-Rhythmen oder Wirbeln. Diese Lyras und Trommeln komplettierten einen kleinen Spielmannszug und ließen sich von jedem beliebigen Kind – ohne Kenntnisse von Noten und Schlagtechniken – sogleich bedienen.
 Leipziger Hersteller von Glockenspielen, ihre Warenbezeichnung mit Beginn der Fertigung:

1896 Uhlig, Schwerin & co Kaleidophon
1906 Leipziger Musikwerke EUPHONIKA Glockenspiel




Leipziger Hersteller von mechanischen Trommeln mit Beginn der Fertigung:

1903 Meinel, Ottomar  
1904 Apollo Musikwerke  
1905 Herkules-Musikwerke  

 




7. Automatische Streichinstrumente

Zwischen 1884 und 1930 entstanden in Leipzig 28 Patente und 38 Gebrauchsmuster hinsichtlich mechanischer Streichinstrumente. Zur praktischen Umsetzung kam es in den wenigsten Fällen. Erfuhr die Streichzither Pentaphon (POLYPHON) wenigstens einige Jahre Beachtung, so verkauften sich die selbstspielenden Geigen von DIENST und POPPER kaum. Eine Ausnahme stellt lediglich die Violina von HUPFELD mit echten Geigen und umlaufendem Rosshaar-Bogen (Ringbogen) dar; ein Höhepunkt der Musikautomaten-Fertigung überhaupt und daher auch ein begehrter Artikel aus Leipzig bis um 1930.

In Leipzig gebaute Instrumente mit Beginn der Produktion und Herstellern:

1900

Polyphon

Pentaphon, Polyphon-Streichmusikwerk
1907 Popper Animochord
1908 Hupfeld, Ludwig Violina
1911

Dienst, E.

Dienst’s selbstspielende Geige
1930 Popper Violinovo

 

 

 


8.Automatische Klaviere und Vorsetzer

 

8.1. Mechanische Klaviere und Vorsetzer

In Leipzig entstanden ab 1887 mechanische Klaviere, die über Lochplatten gesteuert wurden. Die frühesten Modelle sahen so aus, dass vor die Tastatur ein Kasten („Vorsetzer“) mit 24 bis 36 Spielhebeln (dies sind gewissermaßen die Finger des Pianisten) gestellt wurde. Durch Drehen an einer Kurbel konnte man die Platte in Bewegung bringen. Die Spielhebelstifte sprangen in die ausgestanzten Löcher der Platte und schlugen dabei die darunter liegenden Tasten des Instruments kräftig an. Das Spiel von forte und piano war eingeschränkt möglich. Ab 1892 kamen aus Leipziger Werkstätten Klavierautomaten, deren Mechanik direkt in das Innere des Instrumentes eingebaut worden war; der Vorsetzer konnte entfallen. Anstelle der Platte finden sich Lochstreifen aus Pappe oder Papier.

Leipziger Hersteller und ihre Modelle mit Beginn der Produktion:
Vorsetzer

1887 Grob, J.M Clavierspieler
1887 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich Clavier-Automat
1892 Hupfeld, Ludwig Klavierspieler

 

 

 

Selbstspielende Klaviere

1888 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich Daimonion (mit Harmonium)
1892 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich Drehpiano
1892 Hupfeld, Ludwig Mechanisches Klavier
1907 (ca.) Hupfeld, Ludwig Elektrisches Klavier
1912 Original Musikwerke Paul Lochmann Original-Orchester-Klavier Nr. 50

8.2. Pneumatische Vorsetzer und Klaviere

Zur Wiedergabe anspruchsvoller Meisterwerke eigneten sich die in ihrer Klangfarbe eintönigen mechanischen Klaviere nicht. Es musste eine Methode entwickelt werden, die den Tastenanschlag hinsichtlich Tempo, Lautstärke und Betonung auf differenzierte, ja „gefühlvolle“ Weise ermöglichte. Ein auf diese Weise nuancierbarer, individueller Tastendruck ließ sich am besten durch einen pneumatischen Antrieb erzeugen. Der ebenso komplizierte wie durchdachte Mechanismus, um 1880 an verschiedenen Orten entwickelt, funktioniert mit gelochter Papierrolle als Toninformationsträger und Saugwind-Mechanismus (Pneumatik). Zum Pumpen der Bälge gibt es entweder zwei Fußtritte wie beim Harmonium oder einen Motor. Bestimmte Klavier-Automaten wie die Phonola von HUPFELD erforderten weiterhin künstlerisches Talent. Der „Pianist“ musste zwar nicht mehr die virtuosen Passagen selbst mühsam einstudieren; der Anschlag erfolgte getreu den Löchern der Notenrolle automatisch. Mit Hilfe der Tretpedale und verschiedener Hebel für forte, piano oder Spieltempo musste er (oder sie) jedoch genau der Partitur (oder dem Gefühl) entsprechend aus den einfach gehämmerten Tönen Musik machen („Kunstspiel“). Beim „Reproduktionsspiel“ bedurfte es dagegen keinerlei weiterer Bedienung; es galt ausschließlich zuzuhören. Auf diesem Sektor hatte sich bereits die Freiburger Firma „Welte“ mit ihrem „Mignon“ einen Namen gemacht. HUPFELD schuf mit seinem „DEA“-System, ab 1907 im Vertrieb, Reproduktionsklaviere für höchste Ansprüche. Einige spätere Modelle (z.B. Triphonola von HUPFELD von 1920) ermöglichten sowohl das Kunstspiel als auch die Reproduktion.

Leipziger Hersteller und Modelle mit Beginn der Produktion:

Vorsetzer

1901 Frömsdorf, R. & co. Pianetta
1901 Hupfeld, Ludwig Phonola
1903 Apollo Musikwerke  
1904 Ehrlichs Musikwerke Emil Ehrlich Phonabella
1904 Stichel, F. Claviola
1905 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Premier
1906 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Playola
1906 Ehrlichs Musikwerke Emil Ehrlich Orphobella
1906 Pianotist Pianotist

 

 

 

 

 

 

 

Klaviere

1899 Paul Ehrlich  
1899 Frömsdorf Helios
1904 Hupfeld Phonoliszt, Universal
1905 Hupfeld Phonoliszta, Clavitist
1906 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Playotist
1907 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Premier
1907 Stichel Claviola
1907 Hupfeld Phonola-Piano, DEA
1908 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Marcando-Premier, Primavolta
1908 Popper Stella
1908 Symphonion Symphoniola
1909 Popper Regent
1909 Symphonion Nuancierungsklavier
1909 Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche Kunstspiel-Piano
1910 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Melodant-Premier
1910 Popper Welt-Piano „X“ Nr. 4
1911 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Elektra
1911 Popper Estrella
1912 Polyphon Polyphona
1912 Förster, H. & co  
1913 Popper Superba
1919 Riedel, W.  
1919 Döhnert, Otto  
1920 Wöhle & co  
1920 Bachmann  
1920 Kästner  
1920 Hupfeld, Ludwig Triphonola
1923 Birnbaum & co.  
1926 Popper Electro-Flügel
1926 Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche Selecta
1926 Kästner Autopiano Nola de luxe
1927 Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche Artista, Astra, Jazzband-Pianos
1927 Riedel, W. Jazzband-Piano Preziosa
1927 Pyrophon Pyrophon
1927 Kästner Autopiano Triplex
1928 Döhnert, Otto Symphona
1928 Kästner Autopiano Reproduktions-Kästner-Autopiano
1929 Döhnert, Otto Symphona Jazz-Piano
1929 Kästner Autopiano Kästners Macar
















































Einbau-Apparate

1908 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger  
1909 Symphonion Symphoniola
1920 Wöhle & co Pianobella, Elektrobella
1923 Schrickel, A.  
1923 Birnbaum & co  
1925 Zimmermann, Gebr.  
1926 Richter, C. Riconola
1926 Kästner Autopiano  
1926 Riedel, W.  
1927 Katz, Conrad  
1928 Döhnert, Otto  

 

 

 

 

 

 

 

 

9. Klavier-Orchestrions

Orchestrions sollten ein kleines bis mittelgroßes Instrumental-Ensemble ersetzen. In diesem Sinne lässt sich der Begriff „Orchestrion“, auch „Orchester-Musikwerk“ genannt, interpretieren, und auch zahlreiche Bemerkungen in Inseraten und Verkaufskatalogen wie „ersetzt ca. 5 Musiker“ oder „ersetzt eine Militärkapelle“, „ergibt eine komplette Jazz-Band“ deuten auf diesen Umstand. Kurz nach 1900 wurde Leipzig zur wichtigen Stätte der fabrikmäßigen Produktion von Klavier-Orchestrions. Als Basis diente ein selbst spielendes Klavier. Hinzu kamen eingebaute Schlaginstrumente wie große und kleine Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel und Xylophon. Blas- und Streichinstrumente wurden mit Orgelpfeifen wiedergegeben. Weitere Klangfarben wie Mandolinen-, Zither-, Banjo- und Harfeneffekt erzeugte man an den Klaviersaiten durch spezielle Dämpfer, veränderte Hammer-Anschlagsweise („vibrierende Hämmer“) oder z.B. mitschwingende und klirrende Metallplättchen. Den größten musikalischen Genuss boten die nach 1900 aufkommenden Orchestrions mit pneumatischer Tonsteuerung und gelochten Papierrollen. Diese waren relativ teuer und in der Wartung aufwändig. Mechanische Orchestrions waren billiger und robuster, allerdings auch weniger ausdrucksstark. Sie bewährten sich jedoch bestens in abgelegenen Orten ohne Strom und Wartungs-Personal, z.B. in dörflichen Tanzlokalen. In Leipzig wurden mechanische Orchestrions mit Walzen, Lochplatten und Papierrollen gebaut.
Leipziger Hersteller von mechanischen Walzen-Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion:

1893 Zimmermann, Gebr. Piano-Orchestrion (auch Dreh-Piano)
1901(ca.) Hupfeld, Ludwig Atlantic
1901 Dienst, E. Dienst’s Piano-Orchestrion, Ideal, International, Geisha
1903 Dienst, E. Konzert-Orchestrion Nr.1
1904 (ca.) Popper Adria, Carmen, Triumph, Titania, Austria, Roland
1905 (ca.) Popper Liliput
1906 (ca.) Popper Humor, Aida, Bravo
1906 Dienst, E. Traviata
1907 Original Musikwerke Paul Lochmann Original-Walzen-Orchestrion Nr. 1
1908 (ca.) Popper Italia
1909 Pyrophon Walzenorchestrion Nr. 1 und 2
1913 Original Musikwerke Paul Lochmann Romania, Hansa















 



 

 

 

 

 

Leipziger Hersteller von mechanischen Lochplatten-Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion:

1901 Hupfeld, Ludwig Orchestrophon
1901 Polyphon Polyphon-Concerto
1903 Symphonion Symphonion-Duplex-Orchester No 98
1903 Original Musikwerke Paul Lochmann Original-Konzert-Piano Nr. 350
1904 Symphonion Mandolinen-Orchester Nr. 70
1905 Original Musikwerke Paul Lochmann Original-Konzert-Pianos Nr. 200 und 250
1906 Original Musikwerke Paul Lochmann Original-Orchester-Pianos Nr. 400, 450, 500
1907 Symphonion Symphonion-Saitenorchester Nr. 76
1907 Original Musikwerke Paul Lochmann Original-Tanz-Automat Nr. 100

 

 

 

 

 

 

Leipziger Hersteller von mechanischen Notenrollen-Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion

1900 Ruhl, Oscar Orchesterpiano
1904 Polyphon Rossini-Piano-Orchestrion
1906 Polyphon Polyphon-Orchester Nr. 1
1907 Polyphon Polyphon-Orchester Nr.2 und 10
1907 Symphonion Orchestrion 1 N


 

 

 

Leipziger Hersteller von pneumatischen Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion:

1901 Apollo Musikwerke Violinflöten-Piano-Orchestrion
1901 Hupfeld, Ludwig Piano-Orchestrion
1903 Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche  
1904 Dienst, E. Perla
1904 Symphonion Klavier-Orchester Nr. 80
1904 Popper Puck, Violetta, Tonica, Bianca
1905 Popper Con amore, Regina, Rex, Mimosa, Fidelio
1905 Hupfeld, Ludwig Mandolina, Helios
1906 Popper Protector, Simson, Vindobona, Iduna, Felix
1906 (ca.) Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche Xylophon- und Mandolinenpiano
1906 Hupfeld, Ludwig Universal
1907 Popper Gladiator, Wiener Schrammel, Circe
1907 (ca.) Hupfeld Modell B,E,F,O
1908 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Toccaphon
1908 (ca.) Hupfeld, Ludwig Pepita
1909 Popper Protos, Primus, Flauto solo, Clarabella
1909 Hupfeld, Ludwig Riesen-Orchestrion
1909 (ca.) Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche Lösche’s Violinen-Piano
1910 Popper Popper’s Geiger-Piano
1910 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Violin-Piano
1911 Popper Goliath
1912 Hupfeld, Ludwig Pan-Phonoliszt
1912 Popper Matador
1912 Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger Primavolta-Trio
1913 Popper Salon-Orchester
1920 (ca.) Popper Konzertmeister, Luna, Roland
1920 (ca.) Bachmann  
1923 (ca.) Popper Triumph
1926 Popper Ohio
1927 Hupfeld, Ludwig Hupfeld-Jazz-Sinfonie-Orchester, Atlantic
1927 Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche Jazz-Band-Piano
1928 Bachmann Jazzband-Piano








































 

10. Flötenwerke

 

Flötenwerke oder Pfeifen-Orchestrions wurden in der Messestadt seltener gebaut. Als Basis dienten mechanisch oder pneumatisch gespielte Orgelpfeifen. Als Toninformationsträger verwendete man Lochplatten oder Papierrollen.

Leipziger Hersteller von Flötenwerken, ihre Warenbezeichnungen und Beginn der Produktion: 

1893 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Flötenwerk
1895 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Savoyardenknabe, Bauernmusik-Automaten 61a,b
1897 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Straßen-Drehorgel
1898 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Orient
1900 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Flötenbläser-Automat

 







 

Leipziger Hersteller von Pfeifen-Orchestrions, ihre Warenbezeichnungen (wenn vorhanden) und Beginn der Produktion: 

1895 Hupfeld, Ludwig Aeolion
1895 Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH Bauernmusik-Automat 61c
1899 Zollinger  
1901 Apollo Musikwerke  
1907 (ca.) Hupfeld, Ludwig Excelsior

 

 

 

 

Leipziger Hersteller von selbstspielenden Kirchenorgeln, ihre Warenbezeichnungen und Beginn der Produktion:

1910 Popper Eroica