Die Hersteller selbst spielender Musikinstrumente aus Leipzig mit ihren Produkten und Patenten aus der Zeit von 1876 bis 1930
Katalog von Birgit Heise
Internet-Lexikon
Diese Datenbank umfasst ca. 600 Textseiten und bietet eine vollständige Auflistung und Beschreibung der Hersteller von Musikautomaten aus Leipzig in deutscher Sprache. Geordnet nach Firmen bieten sich dem Interessenten hier folgende Angaben:
Der Interessent kann wahlweise den Namen der Produktionsstätte oder einer bestimmten Person anwählenund findet hier alle zur Zeit bekannten Daten und Fakten (siehe Register Firmennamen, Personennamen). Andererseits kann auch nach einem konkreten Produkt gesucht werden (Register Produktbezeichnungen), falls z.B. der Erbauer des Musikwerkes nicht bekannt ist.
Quellen
Neben den bei jeder Firma speziell gelisteten Publikationen dienten die folgenden Quellen als Daten-Grundlage:
Adressbücher der Stadt Leipzig 1876 bis 1930 (LAB)
Polizeiliche Meldebücher im Stadtarchiv
Firmennachlässe im Sächsischen Staatsarchiv
Berichte der Handelskammer
Weltadreßbücher der Musikinstrumentenindustrie von Paul de Wit 1890-1926
Zeitschrift für Instrumentenbau (Paul de Wit, Leipzig ab 1880) (ZfI)
Leipzig als Produktionszentrum für Musikautomaten
Eine außergewöhnliche und für den mitteleuropäischen Raum einmalige Blüteperiode erlebte Leipzig in den Jahrzehnten zwischen 1880 und 1930. Die besonders auf dem Sektor des Klavier- und Blasinstrumentenbaues traditionsreiche Musikinstrumentenbauer-Hochburg etablierte sich als ein weltweites Zentrum für die Herstellung selbst spielender Musikinstrumente. Jene für Ökonomie und Kultur gleichermaßen bedeutsame Entwicklung vollzog sich in zwei Etappen: Beherrschten zwischen 1880 und 1900 Lochplatten-Spielwerke in vielen Variationen den Markt, so kamen zwischen 1900 und 1930 Tausende pneumatische Klaviere und Klavier-Orchestrions aus der Messestadt. Ein halbes Jahrhundert lang galten Musikautomaten hiesiger Fabriken weltweit als erstrebenswerte Anschaffung; zu erkennen an den folgenden Zahlen:
Welche Arten von Musikautomaten kamen aus Leipzig?
1. Organetten
Organetten mit Lochplatten wurden 1882 in Leipzig von Paul Ehrlich entwickelt und hatten hier ihren maßgeblichen Produktionsstandort. Dabei handelt es sich um automatische Harmonikainstrumente mit durchschlagenden Zungen, Kanzellen und Blasebalg. Mit der Handkurbel setzte man zugleich den Blasebalg und den Toninformationsträger (Platte, Lochband, Walze o.ä.) in Bewegung. Das Öffnen und Schließen der Ventile für die Tongebung erfolgte automatisch über einen Hebelmechanismus, der jedes Mal dann in Bewegung geriet, wenn die darüber laufende Platte (bzw. das Tuch) ein dem Ton entsprechendes Loch enthielt. Oft mit einem Tonvorrat von 16-26 Tonstufen ausgestattet, funktionierten die meisten Modelle mit Saugwind.
Besonders die Organetten von PAUL EHRLICH (Fabrik Leipziger Musikwerke), aber auch diejenigen von PHÖNIX (Leipziger Musikwerke Phönix)und EUPHONIKA (Leipziger Musikwerke Euphonika) erfuhren weltweite Verbreitung. Die meisten Modelle dieser Hersteller kamen als Tischinstrumente (Schatullen) auf den Markt, wobei die Schatullen aller drei Firmen ähnliche Eigenschaften aufwiesen. So betrug der Tonumfang bei PAUL EHRLICH 16 (Helikon) bis 36 Töne (Salon-Ariston), bei PHÖNIX 14 (alle Kinderinstrumente) bis 42 Töne und bei EUPHONIKA 16 bis 36 Töne. Die Zungen bestanden aus Messing oder Stahl; bei besseren Modellen verwendeten alle Anbieter hochwertige Harmoniumzungen, die man aus den USA bezog. Für den Kenner offenbarten sich aber durchaus Unterschiede: Den PHÖNIX-Instrumenten bescheinigte man die schönste Klangfarbe, die Ariston von PAUL EHRLICH hatten die größte Bekanntheit bei riesigem Platten-Repertoire und EUPHONIKA setzte auf Lautstärke und Effekte wie tanzende Figuren.
In Leipzig gebaute Organetten-Modelle mit Beginn der Produktion und Herstellern:
1876 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Orchestrionette |
1881 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Non plus ultra |
1882 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Ariston |
1886 | Leipziger Musikwerke PHÖNIX | Phönix |
1891 | Leipziger Musikwerke PHÖNIX | Laetitia, Ariosa |
1896 | Leipziger Musikwerke EUPHONIKA | Amorette |
1897 | Leipziger Musikwerke PHÖNIX | Intona |
1901 | Zimmermann, Julius Heinrich | Orgophon |
1904 | Ehrlichs Musikwerke Emil Ehrlich | Ehrlichs Instrument Nr.7 |
1905 | Leipziger Musikwerke PHÖNIX | Diana |
1905 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf BUFF-HEDINGER | Empire |
1906 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf BUFF-HEDINGER | Ariston, Helikon Z, Monopol |
1909 | Leipziger Musikwerke PHÖNIX | Lucia |
1912 | Holzweissig, Ernst | Amorette |
1913 | Leipziger Musikwerke PHÖNIX | Otero |
1920 | Holzweissig, Ernst | Diana, Intona, Phönix, Ariosa |
2. Mechanische Handharmonikas
Als Klang gebende Grundlage fungierte eine Ziehharmonika in Bandonion- oder Konzertinaform. Der Antrieb der Platten und Rollen erfolgte über ein Federwerk (Uhrwerk) oder einen an die Balgbewegung gekoppelten Mechanismus („Nürnberger Schere“). Ähnlich wie bei den Organetten erfolgte das Öffnen und Schließen der Kanzellen automatisch über Stecher und Claves. Mit ihrem Ziehharmonika-Balg boten diese Harmonikas gegenüber anderen selbst spielenden Instrumenten wie z.B. Organetten den Vorteil, dass der „Spieler“ durch stärkeren oder schwächeren Druck und Zug auf die Lautstärke Einfluss zu nehmen und damit individuell die an sich vorgegebene Musik zu gestalten vermochte.
Die älteren Modelle der Marken „Sonatina“ und „Euphonika“ funktionierten mit runden Lochplatten. Doch ebenso wie bei anderen Lochplatten-Musikwerken dauerte das Musikstück nur eine Plattenumdrehung und begann dann von vorn. Kein Wunder, dass sich ein über Jahrzehnte anhaltender Verkaufserfolg erst mit dem „Tanzbären“ einstellte, dessen Notenrollen aus Papier eine viel längere Spieldauer boten. Ein weiterer Vorteil bestand in der neuartigen Technik der Bedienung: Das Betätigen eines zusätzlichen „Ratschenhebels“ bewirkte das Abrollen des Lochstreifens unabhängig von der Balgbewegung, so dass der Spieler zusätzlich zur Lautstärke nun auch das Tempo individuell variieren konnte.
Leipziger Hersteller und ihre Produkte mit Beginn der Herstellung:
1895
Leipziger Musikwerke SONATINA
Sonatina
1896
Leipziger Musikwerke EUPHONIKA
Euphonika
1905 (ca.)
Zuleger, A
Tanzbär
3. Selbst spielende Harmoniums
Als Klangkörper diente ein herkömmliches Harmonium, meist mit Saugwind-Prinzip. Ähnlich wie beim selbst spielenden Klavier nutzte man als Toninformationsträger in Leipzig in der frühen Zeit (1890er Jahre) die gelochte Platte oder die Notenrolle; nach 1900 stellte man ausschließlich Notenrollen gesteuerte Harmoniums her. Die Übertragung von der Notenrolle zum Ventil erfolgte bei den frühen Modellen mechanisch, nach 1900 pneumatisch mittels einer perforierten Notenrolle.
Mechanische Harmoniums
Leipziger Hersteller, Produktnamen (wenn vorhanden) und Beginn der Fertigung:
1887
Grob, J.M.
(Klavier- und Harmonium-Vorsetzer)
1888
Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH
Daimonion (Klavier-Harmonium)
1892
Hupfeld, Ludwig
Pneumatisch gesteuerte Harmoniums
Leipziger Hersteller, Produktnamen (wenn vorhanden) und Beginn der Fertigung:
1908(ca.)
Hörügel, M.
1908
Popper, Polyphon
Mystikon, Klavier-Harmonium
1910
Mannborg
1910
Neue Leipziger Musikwerke Adolf BUFF-HEDINGER
Premier
1910
Hofberg, Magnus
Hofbergs Auto-Harmonium
1913(ca.)
Hupfeld, Ludwig
Clavimonium (Klavier-Harmonium)
1914(ca.)
Popper
Estrella
1914
Hofberg, Magnus
Combinations-Auto-Harmonium
1920(ca.)
Zuleger, A.
Harmonola
1926(ca.)
Hörügel, M.
Hera
4. Stimmenkamm-Musikwerke
Der Stimmenkamm (auch Tonkamm, Kammzungen) ist der einzige speziell für mechanische Instrumente konstruierte Klangkörper. Aus einer Stahlplatte herausgeschnittene schwingende Zungen unterschiedlicher Länge und Masse werden durch Anreißen zum Klingen gebracht. Fand dieser Kamm bereits seit 1820 in Schweizer Walzenspieldosen vielfache Anwendung, so wurde er in Leipzig erstmals mit runden Lochplatten kombiniert. Mit ihr werden drehbare Zahnräder (Sternenrädchen) in Bewegung gesetzt, die wiederum die Kammzungen anreißen und zum Klingen bringen. Für die Lochplatten, die es in Durchmesser zwischen 11 und 85 cm gab, sollte sich Stahl am besten bewähren. Diese Art von mechanischen Spielwerken wurde in Leipzig durch Paul Lochmann (→SYMPHONION) erfunden und hatte hier ihren maßgeblichen Produktions-Standort.
Mit der Bahn brechenden Erfindung des Sternenrädchens (Patent nur in Großbritannien Nr. 11261 vom 22.9.1885) gelang Paul Lochmann die zweckmäßige Verbindung von Lochplatte und Stimmenkamm. Mit seiner Fabrik Lochmannscher Musikwerke hatte er sodann ein Unternehmen gegründet, das schon 1893 mit 600 Arbeitern massenhaft Automaten der Marke „Symphonion“ produzierte.
In Leipzig wurden außerdem Stimmenkamm-Musikwerke mit Faltkarton für eine weitaus längere Spieldauer gefertigt.
Leipziger Hersteller von Lochplatten-Spielwerken mit ihren Warenbezeichnungen und Beginn der Produktion:
1886
Symphonion
Symphonion
1890
Brachhausen & Rießner
Polyphon
1890
Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH
Elly
1891
Orphenion-Musikwerke
Lyraphon
1892
Orphenion-Musikwerke
Orphenion
1893
Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH
Monopol
1894
Komet Musikwerke
Komet
1894
Neumann, A.
Enterpephon
1895
Kalliope Musikwerke
Kalliope
1895
Polyphon
Polyphon
1896
Adler
Adler
1896
Sirion
Sirion
1896
Weigel, C.H.
1897
Musikwerke Orpheus
Orpheus
1897
Fabrik mechanischer Musikwerke Troubadour
Troubadour
1898
Musikwerke Tannhäuser
Tannhäuser
1898
Troubadour Musikwerke
Troubadour
1899
Original Musikwerke Paul Lochmann
Original
1900
Adler
Fortuna
1900
Zimmermann, J.H.
Fortuna
1901
Phänomenal-Musikwerke
Phänomenal
1891 | Fabrik Müllerscher Musikwerke | Hymnophon |
1891 | Plagwitzer Musikwerke ARIOPHON | Ariophon |
1891 | Leipziger Musikwerke LIBELLION | Libellion |
1896 |
Roepke |
5. Mechanische Zithern
Eine griffbrettlose Zither bildete stets die Grundlage dieses mechanischen Instrumentes. Deren Saiten wurden - gesteuert über Lochplatten oder Notenrollen - derartig in Schwingungen versetzt, dass ein der Konzertzither ähnlicher Klang entstand.
Leipziger Hersteller und ihre Produkte mit Beginn der Herstellung:
1892 | Hupfeld, Ludwig | Cymbalpianette |
1895 | Hupfeld, Ludwig | Arpanetta |
1895 | Fabrik mechanischer Zithern Chordephon | Chordephon |
1922 | Popper | Triola |
6. Mechanische Schlaginstrumente
In Leipzig fertigte man selbstspielende Schlaginstrumente in erster Linie als Kinderspielzeug. Knaben und Kinderkapellen behalfen sich mit mechanischen Lyra-Glockenspielen oder kleinen Kurbel-Trommeln zur automatischen Wiedergabe von Marsch-Rhythmen oder Wirbeln. Diese Lyras und Trommeln komplettierten einen kleinen Spielmannszug und ließen sich von jedem beliebigen Kind – ohne Kenntnisse von Noten und Schlagtechniken – sogleich bedienen.
1896 | Uhlig, Schwerin & co | Kaleidophon |
1906 | Leipziger Musikwerke EUPHONIKA | Glockenspiel |
Leipziger Hersteller von mechanischen Trommeln mit Beginn der Fertigung:
1903 | Meinel, Ottomar | |
1904 | Apollo Musikwerke | |
1905 | Herkules-Musikwerke |
7. Automatische Streichinstrumente
Zwischen 1884 und 1930 entstanden in Leipzig 28 Patente und 38 Gebrauchsmuster hinsichtlich mechanischer Streichinstrumente. Zur praktischen Umsetzung kam es in den wenigsten Fällen. Erfuhr die Streichzither Pentaphon (POLYPHON) wenigstens einige Jahre Beachtung, so verkauften sich die selbstspielenden Geigen von DIENST und POPPER kaum. Eine Ausnahme stellt lediglich die Violina von HUPFELD mit echten Geigen und umlaufendem Rosshaar-Bogen (Ringbogen) dar; ein Höhepunkt der Musikautomaten-Fertigung überhaupt und daher auch ein begehrter Artikel aus Leipzig bis um 1930.
In Leipzig gebaute Instrumente mit Beginn der Produktion und Herstellern:
1900 |
Polyphon |
Pentaphon, Polyphon-Streichmusikwerk |
1907 | Popper | Animochord |
1908 | Hupfeld, Ludwig | Violina |
1911 |
Dienst, E. |
Dienst’s selbstspielende Geige |
1930 | Popper | Violinovo |
8.Automatische Klaviere und Vorsetzer
8.1. Mechanische Klaviere und Vorsetzer
In Leipzig entstanden ab 1887 mechanische Klaviere, die über Lochplatten gesteuert wurden. Die frühesten Modelle sahen so aus, dass vor die Tastatur ein Kasten („Vorsetzer“) mit 24 bis 36 Spielhebeln (dies sind gewissermaßen die Finger des Pianisten) gestellt wurde. Durch Drehen an einer Kurbel konnte man die Platte in Bewegung bringen. Die Spielhebelstifte sprangen in die ausgestanzten Löcher der Platte und schlugen dabei die darunter liegenden Tasten des Instruments kräftig an. Das Spiel von forte und piano war eingeschränkt möglich. Ab 1892 kamen aus Leipziger Werkstätten Klavierautomaten, deren Mechanik direkt in das Innere des Instrumentes eingebaut worden war; der Vorsetzer konnte entfallen. Anstelle der Platte finden sich Lochstreifen aus Pappe oder Papier.
Leipziger Hersteller und ihre Modelle mit Beginn der Produktion:
Vorsetzer
1887 | Grob, J.M | Clavierspieler |
1887 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich | Clavier-Automat |
1892 | Hupfeld, Ludwig | Klavierspieler |
Selbstspielende Klaviere
1888 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich | Daimonion (mit Harmonium) |
1892 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich | Drehpiano |
1892 | Hupfeld, Ludwig | Mechanisches Klavier |
1907 (ca.) | Hupfeld, Ludwig | Elektrisches Klavier |
1912 | Original Musikwerke Paul Lochmann | Original-Orchester-Klavier Nr. 50 |
8.2. Pneumatische Vorsetzer und Klaviere
Zur Wiedergabe anspruchsvoller Meisterwerke eigneten sich die in ihrer Klangfarbe eintönigen mechanischen Klaviere nicht. Es musste eine Methode entwickelt werden, die den Tastenanschlag hinsichtlich Tempo, Lautstärke und Betonung auf differenzierte, ja „gefühlvolle“ Weise ermöglichte. Ein auf diese Weise nuancierbarer, individueller Tastendruck ließ sich am besten durch einen pneumatischen Antrieb erzeugen. Der ebenso komplizierte wie durchdachte Mechanismus, um 1880 an verschiedenen Orten entwickelt, funktioniert mit gelochter Papierrolle als Toninformationsträger und Saugwind-Mechanismus (Pneumatik). Zum Pumpen der Bälge gibt es entweder zwei Fußtritte wie beim Harmonium oder einen Motor. Bestimmte Klavier-Automaten wie die Phonola von HUPFELD erforderten weiterhin künstlerisches Talent. Der „Pianist“ musste zwar nicht mehr die virtuosen Passagen selbst mühsam einstudieren; der Anschlag erfolgte getreu den Löchern der Notenrolle automatisch. Mit Hilfe der Tretpedale und verschiedener Hebel für forte, piano oder Spieltempo musste er (oder sie) jedoch genau der Partitur (oder dem Gefühl) entsprechend aus den einfach gehämmerten Tönen Musik machen („Kunstspiel“). Beim „Reproduktionsspiel“ bedurfte es dagegen keinerlei weiterer Bedienung; es galt ausschließlich zuzuhören. Auf diesem Sektor hatte sich bereits die Freiburger Firma „Welte“ mit ihrem „Mignon“ einen Namen gemacht. HUPFELD schuf mit seinem „DEA“-System, ab 1907 im Vertrieb, Reproduktionsklaviere für höchste Ansprüche. Einige spätere Modelle (z.B. Triphonola von HUPFELD von 1920) ermöglichten sowohl das Kunstspiel als auch die Reproduktion.
Leipziger Hersteller und Modelle mit Beginn der Produktion:
Vorsetzer
1901 | Frömsdorf, R. & co. | Pianetta |
1901 | Hupfeld, Ludwig | Phonola |
1903 | Apollo Musikwerke | |
1904 | Ehrlichs Musikwerke Emil Ehrlich | Phonabella |
1904 | Stichel, F. | Claviola |
1905 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Premier |
1906 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Playola |
1906 | Ehrlichs Musikwerke Emil Ehrlich | Orphobella |
1906 | Pianotist | Pianotist |
Klaviere
1899 | Paul Ehrlich | |
1899 | Frömsdorf | Helios |
1904 | Hupfeld | Phonoliszt, Universal |
1905 | Hupfeld | Phonoliszta, Clavitist |
1906 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Playotist |
1907 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Premier |
1907 | Stichel | Claviola |
1907 | Hupfeld | Phonola-Piano, DEA |
1908 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Marcando-Premier, Primavolta |
1908 | Popper | Stella |
1908 | Symphonion | Symphoniola |
1909 | Popper | Regent |
1909 | Symphonion | Nuancierungsklavier |
1909 | Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche | Kunstspiel-Piano |
1910 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Melodant-Premier |
1910 | Popper | Welt-Piano „X“ Nr. 4 |
1911 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Elektra |
1911 | Popper | Estrella |
1912 | Polyphon | Polyphona |
1912 | Förster, H. & co | |
1913 | Popper | Superba |
1919 | Riedel, W. | |
1919 | Döhnert, Otto | |
1920 | Wöhle & co | |
1920 | Bachmann | |
1920 | Kästner | |
1920 | Hupfeld, Ludwig | Triphonola |
1923 | Birnbaum & co. | |
1926 | Popper | Electro-Flügel |
1926 | Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche | Selecta |
1926 | Kästner Autopiano | Nola de luxe |
1927 | Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche | Artista, Astra, Jazzband-Pianos |
1927 | Riedel, W. | Jazzband-Piano Preziosa |
1927 | Pyrophon | Pyrophon |
1927 | Kästner Autopiano | Triplex |
1928 | Döhnert, Otto | Symphona |
1928 | Kästner Autopiano | Reproduktions-Kästner-Autopiano |
1929 | Döhnert, Otto | Symphona Jazz-Piano |
1929 | Kästner Autopiano | Kästners Macar |
Einbau-Apparate
1908 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | |
1909 | Symphonion | Symphoniola |
1920 | Wöhle & co | Pianobella, Elektrobella |
1923 | Schrickel, A. | |
1923 | Birnbaum & co | |
1925 | Zimmermann, Gebr. | |
1926 | Richter, C. | Riconola |
1926 | Kästner Autopiano | |
1926 | Riedel, W. | |
1927 | Katz, Conrad | |
1928 | Döhnert, Otto |
9. Klavier-Orchestrions
Orchestrions sollten ein kleines bis mittelgroßes Instrumental-Ensemble ersetzen. In diesem Sinne lässt sich der Begriff „Orchestrion“, auch „Orchester-Musikwerk“ genannt, interpretieren, und auch zahlreiche Bemerkungen in Inseraten und Verkaufskatalogen wie „ersetzt ca. 5 Musiker“ oder „ersetzt eine Militärkapelle“, „ergibt eine komplette Jazz-Band“ deuten auf diesen Umstand. Kurz nach 1900 wurde Leipzig zur wichtigen Stätte der fabrikmäßigen Produktion von Klavier-Orchestrions. Als Basis diente ein selbst spielendes Klavier. Hinzu kamen eingebaute Schlaginstrumente wie große und kleine Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel und Xylophon. Blas- und Streichinstrumente wurden mit Orgelpfeifen wiedergegeben. Weitere Klangfarben wie Mandolinen-, Zither-, Banjo- und Harfeneffekt erzeugte man an den Klaviersaiten durch spezielle Dämpfer, veränderte Hammer-Anschlagsweise („vibrierende Hämmer“) oder z.B. mitschwingende und klirrende Metallplättchen. Den größten musikalischen Genuss boten die nach 1900 aufkommenden Orchestrions mit pneumatischer Tonsteuerung und gelochten Papierrollen. Diese waren relativ teuer und in der Wartung aufwändig. Mechanische Orchestrions waren billiger und robuster, allerdings auch weniger ausdrucksstark. Sie bewährten sich jedoch bestens in abgelegenen Orten ohne Strom und Wartungs-Personal, z.B. in dörflichen Tanzlokalen. In Leipzig wurden mechanische Orchestrions mit Walzen, Lochplatten und Papierrollen gebaut.
Leipziger Hersteller von mechanischen Walzen-Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion:
1893 | Zimmermann, Gebr. | Piano-Orchestrion (auch Dreh-Piano) |
1901(ca.) | Hupfeld, Ludwig | Atlantic |
1901 | Dienst, E. | Dienst’s Piano-Orchestrion, Ideal, International, Geisha |
1903 | Dienst, E. | Konzert-Orchestrion Nr.1 |
1904 (ca.) | Popper | Adria, Carmen, Triumph, Titania, Austria, Roland |
1905 (ca.) | Popper | Liliput |
1906 (ca.) | Popper | Humor, Aida, Bravo |
1906 | Dienst, E. | Traviata |
1907 | Original Musikwerke Paul Lochmann | Original-Walzen-Orchestrion Nr. 1 |
1908 (ca.) | Popper | Italia |
1909 | Pyrophon | Walzenorchestrion Nr. 1 und 2 |
1913 | Original Musikwerke Paul Lochmann | Romania, Hansa |
Leipziger Hersteller von mechanischen Lochplatten-Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion:
1901 | Hupfeld, Ludwig | Orchestrophon |
1901 | Polyphon | Polyphon-Concerto |
1903 | Symphonion | Symphonion-Duplex-Orchester No 98 |
1903 | Original Musikwerke Paul Lochmann | Original-Konzert-Piano Nr. 350 |
1904 | Symphonion | Mandolinen-Orchester Nr. 70 |
1905 | Original Musikwerke Paul Lochmann | Original-Konzert-Pianos Nr. 200 und 250 |
1906 | Original Musikwerke Paul Lochmann | Original-Orchester-Pianos Nr. 400, 450, 500 |
1907 | Symphonion | Symphonion-Saitenorchester Nr. 76 |
1907 | Original Musikwerke Paul Lochmann | Original-Tanz-Automat Nr. 100 |
Leipziger Hersteller von mechanischen Notenrollen-Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion
1900 | Ruhl, Oscar | Orchesterpiano |
1904 | Polyphon | Rossini-Piano-Orchestrion |
1906 | Polyphon | Polyphon-Orchester Nr. 1 |
1907 | Polyphon | Polyphon-Orchester Nr.2 und 10 |
1907 | Symphonion | Orchestrion 1 N |
Leipziger Hersteller von pneumatischen Orchestrions, ihre Modelle mit Beginn der Produktion:
1901 | Apollo Musikwerke | Violinflöten-Piano-Orchestrion |
1901 | Hupfeld, Ludwig | Piano-Orchestrion |
1903 | Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche | |
1904 | Dienst, E. | Perla |
1904 | Symphonion | Klavier-Orchester Nr. 80 |
1904 | Popper | Puck, Violetta, Tonica, Bianca |
1905 | Popper | Con amore, Regina, Rex, Mimosa, Fidelio |
1905 | Hupfeld, Ludwig | Mandolina, Helios |
1906 | Popper | Protector, Simson, Vindobona, Iduna, Felix |
1906 (ca.) | Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche | Xylophon- und Mandolinenpiano |
1906 | Hupfeld, Ludwig | Universal |
1907 | Popper | Gladiator, Wiener Schrammel, Circe |
1907 (ca.) | Hupfeld | Modell B,E,F,O |
1908 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Toccaphon |
1908 (ca.) | Hupfeld, Ludwig | Pepita |
1909 | Popper | Protos, Primus, Flauto solo, Clarabella |
1909 | Hupfeld, Ludwig | Riesen-Orchestrion |
1909 (ca.) | Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche | Lösche’s Violinen-Piano |
1910 | Popper | Popper’s Geiger-Piano |
1910 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Violin-Piano |
1911 | Popper | Goliath |
1912 | Hupfeld, Ludwig | Pan-Phonoliszt |
1912 | Popper | Matador |
1912 | Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger | Primavolta-Trio |
1913 | Popper | Salon-Orchester |
1920 (ca.) | Popper | Konzertmeister, Luna, Roland |
1920 (ca.) | Bachmann | |
1923 (ca.) | Popper | Triumph |
1926 | Popper | Ohio |
1927 | Hupfeld, Ludwig | Hupfeld-Jazz-Sinfonie-Orchester, Atlantic |
1927 | Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche | Jazz-Band-Piano |
1928 | Bachmann | Jazzband-Piano |
10. Flötenwerke
Flötenwerke oder Pfeifen-Orchestrions wurden in der Messestadt seltener gebaut. Als Basis dienten mechanisch oder pneumatisch gespielte Orgelpfeifen. Als Toninformationsträger verwendete man Lochplatten oder Papierrollen.
Leipziger Hersteller von Flötenwerken, ihre Warenbezeichnungen und Beginn der Produktion:
1893 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Flötenwerk |
1895 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Savoyardenknabe, Bauernmusik-Automaten 61a,b |
1897 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Straßen-Drehorgel |
1898 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Orient |
1900 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Flötenbläser-Automat |
Leipziger Hersteller von Pfeifen-Orchestrions, ihre Warenbezeichnungen (wenn vorhanden) und Beginn der Produktion:
1895 | Hupfeld, Ludwig | Aeolion |
1895 | Fabrik Leipziger Musikwerke vormals PAUL EHRLICH | Bauernmusik-Automat 61c |
1899 | Zollinger | |
1901 | Apollo Musikwerke | |
1907 (ca.) | Hupfeld, Ludwig | Excelsior |
Leipziger Hersteller von selbstspielenden Kirchenorgeln, ihre Warenbezeichnungen und Beginn der Produktion:
1910 | Popper | Eroica |