Firmenname:
1904-13 |
Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger |
Adressen:
1904 Gohlis, Georgstr. 4 (ZfI 31/1911 S. 1095)
1905-1910 Gohlis, Möckernsche Str. 29-33 (ZfI 31/1911 S. 1095)
1911 Gohlis, Herloßsohnstr. 1-3
1912 Gohlis, Möckernsche Str. 29-33 und Herloßsohnstr. 1-4 (de Wit 1912)
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1905 und 1907-1911
Adolf Buff-Hedinger baute zunächst in gemieteten Räumen seinen Vorsetzer „Premier“. 1904 übernahm er die Fabrikgebäude sowie auch die Organetten-Produktion der Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich. Selbstspielende Tasteninstrumente, auch Harmoniums und Klavier-Flöten-Orchestrions wurden zur Spezialität. Hochwertige Klaviere bezog er dafür von Julius Feurich. Besonders gefragt waren die Einbau-Klaviere „Premier“, das Orchestrion „Toccaphon“ und das Kunstspielklavier „Elektra“ (ZfI 31/1911, S.544). Dagegen wurde die Herstellung von Organetten schon 1908 „wegen Unrentabilität“ wieder eingestellt.
Nach dem plötzlichen Tod des Inhabers führten dessen Witwe und ein Verwandter die Firma weiter. Doch blieb ihnen trotz viel versprechender hochwertiger Produkte der andauernde Erfolg versagt. Bei Konkurs- Eröffnung 1911 lag immerhin ein Auftragsbestand vor, der den Betrieb auf zwei Monate hinaus voll beschäftigt hätte. Doch fehlte das für Investitionen so wichtige finanzielle Polster. Der Konkurs gründete sich gemäß einem Kommentar in der Zeitschrift für Instrumentenbau auf folgende Umstände: Der Mangel an eigenem Kapital ließ im Zusammenhang mit der steten Vergrößerung des Betriebes das Kreditbedürfnis rapide wachsen. Die Firma wäre unrentabel gewesen wegen hoher Bankzinsen sowie wegen riesiger Unkosten durch eine veraltete und zu große Fabrik- und Maschinenanlage. Die Bank verweigerte die Bereitstellung neuen Kapitals für Neueinrichtungen, für neues Notenrollen-Repertoire u.a., so dass die Zahlungen eingestellt werden mussten (ZfI 31/1911 S. 1095).
Firma in Daten:
- 1904 im Juli Anmietung von Räumen zur Produktion des Klavierspiel-Apparates „Premier“. Im Oktober Verhandlungen mit einem Bankhaus und mit Paul Ehrlich (→Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich) wegen Übernahme der Organetten-Fabrikation und auch der Fabrikgebäude. Am 22.10. Eintragung ins Handelsregister (ZfI 31/1911 S. 1095 und S. 1063)
- 1905 Firmenname mit Zusatz „vormals Fabrik Leipziger Musikwerke Paul Ehrlich & co. KG“ (ZfI 26/1905, S.215). Anmietung weiterer Räume, da ein großer englischer Auftrag für den Vorsetzer „Premier“ vorlag (ZfI 31/1911 S. 1095).
- 1906 Buff-Hedinger verstorben (ZfI 26/1906, S.919). Neue Inhaberin ist Witwe Maria Emilia geborene Hedinger (ZfI 27/1906, S.243). Die Leitung der Fabrik übernahm Adolf Stadler, Vetter von Buff-Hedinger (ZfI 31/1911 S. 1095).
- 1908 Aufgabe der Produktion von Leierkästen und Spieldosen, da unrentabel (ZfI 31/1911, S.1063).
- 1911 Konkursverfahren am 19.6. eröffnet, Hauptgläubiger ist eine sächsische Bank (ZfI 31/1911, S.1063). Schlussverteilung: Massebestand 83 361 Mark; nichtberechtigte Forderungen 678 030 Mark. (ZfI 32/1912, S.809).
- 1913 Inserat: Wegen Liquidation Ausverkauf (ZfI 33/1913, S.1272)
Bild: Inserat aus ZfI 31/1911 S. 602
Auszeichnungen:
- 1907 Leipzig Jubiläumsausstellung für Wohnungsreform: Gold und Ehrenpreis für „Premier“ (ZfI 27/1907, S.763).
- 1908 Düsseldorf Jubiläumsausstellung im Kunstpalast: goldene Ausstellungs-Medaille und Ehrenpreis des Rheinisch-Westfälischen Wirte-Verbandes für Primavolta und Premier-Piano (ZfI 28/1908, S.982)
Personalien:
Buff-Hedinger, Gustav Adolf (bei Neue Leipziger Musikwerke Buff-Hedinger)
(†Leipzig 1906 mit 39 Jahren) wurde 1903 technischer Direktor bei →Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich, dann Liquidator (ZfI 31/1911 S. 1095). 1904 gründete er sein eigenes Unternehmen in der Fabrik von Ehrlich. Im Juli erkrankte er schwer und fuhr nach Italien, kehrte Ende 1905 kurz zurück und reiste zu Beginn 1906 gleich wieder nach Italien. Nach seiner Rückkehr im Juli starb er (ZfI 31/1911 S. 1095).
Geschäftliches:
Umsätze (ZfI 31/1911 S. 1095)
1904 41.496 Mark (Oktober-Dezember)
1905 179.429 Mark
1906 237.021 Mark
1907 316.812 Mark
1908 286.999 Mark (Rückgang wegen Aufgabe Organetten-Produktion)
1909 310.298 Mark
1910 322.611 Mark
1911 132.199 Mark (Januar-Mai)
Literatur:
- Weber-Robine, Friedrich, Die Musikinstrumenten-Technik im Jahre 1909, in: Rundschau des modernen Kunstgewerbes: Die Leipziger Messe, Heft 5 Ostermesse 1910, S. 28-32.
- Bowers, David Q., Encyclopedia of Automatic Musical Instruments, New York 1972, S. 533.
- Ord-Hume, Arthur W.J.G. The Musical Clock, Derbyshire 1995, S. 296.
- Heise, Birgit, Im Schatten von Hupfeld, Popper & Lösche: Neue Leipziger Musikwerke Adolf Buff-Hedinger, in: Das Mechanische Musikinstrument 118/2013, S. 22-24.
Warenzeichen:
- „PREMIER“, Nr. 83132 B. 11830 ab 23.11.05 (ZfI 26/1905, S.279)
- „MELODANT“, Nr. 122092 N 4636 ab 5.10.09 (ZfI 30/1909, S.315)
- ELEKTRA, Nr. 128152 N 4939 ab 6.4.10 (ZfI 30/1910, S.979)
Patente und Gebrauchsmuster:
Gebrauchsmuster (für die Firma)
- 280609 N 6201 Pianino zum pneumatischen Selbstspielen mit auf der Rückseite der klappbaren Vorderwand vorgesehenen Fußtritten für die Blasebälge. 14.5.06 (ZfI 26/1906 S.913)
- 285977 N 6300 Von außen mittels Absperrorgans regelbare Verbindungsleitung zwischen dem Saug- und Windkanal bei pneumatischen Spielvorrichtungen.12.7.06 (ZfI 26/1906 S.1077)
- 288065 N 6299 Stellschraube für Regulierbälge bei pneumatischen selbsttätigen Spielvorrichtungen.12.7.06 (ZfI 27/1906 S.17)
- 365252 N.8039 Pneumatische Antriebsvorrichtung für selbsttätig spielende Klaviere. 14.11.08 (ZfI 29/1909 S.555)
- 435248 N.9493 Verstellbarer Gleitblock für eingebaute pneumatische Spielvorrichtung, dessen Antriebsvorrichtung in der Nähe des Tempohebels liegt. 7.3.1910 (ZfI 31/1910 S.61)
Patente (für die Firma)
- 208573Vorrichtung zum stufenweisen An- und Abschwellen der Anschlagsstärke bei pneumatisch selbstspielenden Tasteninstrumenten. 29.8.08 (ZfI 29/1909 S.681; ausführlich S. 1035)
- 211106 Vorrichtung zur Regelung der Anschlagstärke bei Tasteninstrumenten mit pneumatischem Antrieb und zwei verschiedenen Luftspannungen für die Anschlagbälge. 15.11.08 (ZfI 29/1909 S.997; ausführlich S. 1331).
- 231982 Verstellbarer Gleitblock an Tasteninstrumenten mit eingebautem Spielwerk. 8.3.1910 (ZfI 31/1911 S.563; ausführlich S. 839)
Patent (für Buff-Hedinger)
- 162047 Mechanisches Musikwerk, bei welchem mehrere Tonstücke von einem Notenblatt oder ein Tonstück durch mehrmaliges Umdrehen eines Notenblattes unter radialer Verschiebung der Spielhebel abgespielt werden können, dadurch gekennzeichnet, dass die Verschiebung der Spielhebel nach jedesmaliger Umdrehung des Notenblattes unter Vermittlung von Kurvenscheiben, Kurvennuten oder anderen geeigneten Vorrichtungen selbsttätig von einem Vorsprung oder einer Durchlochung der Notenscheibe aus erfolgt. 27.7.04 (ausführlich ZfI 25/1905 S. 1039):