Dienst, E.
Firmenname:
1871-1934  E. Dienst
Adressen:
1875-1879 Musterlager Thomasgasse 1, Wohnung Gohlis
1880-1885 Musterlager Thomasgasse 1, Fabrik Gohlis
1886-1887 Musterlager Thomasgasse 2 und Gohlis, Lange Str. 40 (heute Eisenacher Str.10)
1888-1899 Gohlis, Lange Str.40
1900-1904 Gohlis, Lange Str. 39 (heute Eisenacher Str.12) u. 40
1905-1918 Gohlis, Eisenacher Str. 39 und 40
1919-1934 Gohlis, Eisenacher Str. 10 und 12
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1875 - 1934

Das Unternehmen von Dienst begann 1871 in Leipzig als „Erste Leipziger Accordeon-Fabrik“ mit der Produktion von Balginstrumenten in großem Umfang sowie mit einem Musikalien-Fachhandel. Dienst importierte amerikanische Harmoniums der Firma „Wilcox & White“ und verkaufte z.B. 1897 Automaten aller Art mit und ohne Musik, Harmoniums, Pianos, Orchestrions, Phantasie-Artikel (ZfI 17/1897, S.396). Domäne blieben die Akkordeons: Zur Leipziger Messe 1893 wurden allein  200 Modelle ausgestellt, darunter die begehrten Marken „International“ und „Wunder“ (ZfI 14/1893, S. 5).

 Nach 1900 erweiterte die Firma nach und nach ihre Produktpalette um Klavier-Orchestrions eigener Herstellung, aber auch Grammophone, Notenrollen-Schränke, Zithern und Harmoniums. Hervorzuheben ist zudem die selbstspielende Geige auf Grundlage zweier Gebrauchsmuster von 1911.

Im Verlaufe des Krieges scheint die Produktion mechanischer Instrumente zugunsten von Akkordeons und Großhandel zurückgegangen zu sein; es fehlen diesbezügliche Inserate oder Erwähnungen in den Fachzeitschriften. 1921 stellte Dienst dann wieder mechanische Instrumente zur Messe aus (ZfI 41/1921 S. 1283). Jedoch listete man den Betrieb im LAB nicht mehr unter der Rubrik „mechanische Musikinstrumente“; wahrscheinlich wurde nur noch Handel mit Orchestrions und Drehorgeln anderer Firmen getrieben. Doch fertigte man offenbar noch Spieldosen, da sich 1926 im Weltadreßbuch von Paul de Wit eine solche Bemerkung befindet.  Die Produktion von Klavier-Orchestrions war somit eine bedeutsame, aber nur  zeitweilige (über 10 Jahre andauernde) Episode in einem auf Akkordeons und Handel spezialisierten Unternehmen.  

Bild: Inserat aus ZfI 25/1905 S. 714

Firma in Daten:
  • 1871 Gründung einer Werkstatt für Akkordeonbau in gemieteten Räumen durch Eduard Dienst (ZfI 16/1896, S.619)
  • 1878 Bau eines Fabrikgebäudes (ZfI 25/1905, S.625)
  • 1890 Fabrik durch Ankauf  des Nachbargrundstückes bedeutend vergrößert (ZfI 25/1905, S.625)
  • 1897 Prokura für Carl Jakob Oskar Martin und Oskar Eduard Johannes Dienst (ZfI 17/1897, S.729)
  • 1898 Prokura für Dienst und Reinhardt Hermann Ganßauge (ZfI 19/1898, S.57)
  • 1901 Beginn der Produktion von Klavier-Orchestrions
  • 1905 Neubau zur Vergrößerung der Firma begonnen. Jetzt viertes Gebäude mit großem Ausstellungssaal für Orchestrions (32 Modelle) (ZfI 25/1905, S.625).
  • 1912 Dienst gestorben, Witwe Marie Elise Dienst geb. Köhler übernimmt das Geschäft (ZfI 33/1912,S.283)
  • 1914 Prokura für Margarete Anna Köhler (ZfI 34/1914, S.1331)
  • 1926 im Weltadressbuch verzeichnet, jedoch nicht als Produzent von Orchestrions (de Wit 1926). Im LAB nicht mehr unter „Mechanische Instrumente“, sondern „Musikinstrumente“
  • 1934 letzter Eintrag im LAB
Auszeichnungen:
  • 1904 Posen Ausstellung für Gastwirtschaft und Hotelwesen: Gold für Musikwerke (ZfI 25/1904, S.183)
  • 1909 Rotterdam Musik-Ausstellung: vergoldete silberne Medaille für Orchestrions (ZfI 29/1909, S.981)
Personalien:
Dienst, August Eduard

(† 26.5.1912 mit 69 Jahren) gründete 1871 in Leipzig „in sehr bescheidenem Umfange“ seine Leipziger Akkordeon- und Musikinstrumenten-Fabrik (Nachruf, in: ZfI 32/1912 S. 984). Die Herstellung der Akkordeons erfolgte im Vogtland in Heimarbeit. Daraus entwickelte sich ein fester Arbeiterstamm. Die Betriebsstätte wuchs von Jahr zu Jahr, und Dienst unternahm zahlreiche Auslandsreisen für Exportverhandlungen. Er nahm zusätzlich die Produktion von und den Handel mit Musikwerken auf, ab 1906 begann er außerdem mit der Fabrikation von Büromöbeln „Kosmos“. Dienst verstarb „ … nach längerem, schweren Leiden in Friedrichroda in Thüringen, wo er von seiner Krankheit Genesung erhoffte, im Alter von 69 Jahren“.

Literatur:
  • [Artikel über die Firma] in: ZfI 15/1894, S.193.
  • August Eduard Dienst †, in: ZfI 32/1912 S. 984.
  • Bowers, David Q., Encyclopedia of Automatic Musical Instruments, New York 1972, S. 391-394.
  • Jüttemann, Herbert, Die mechanische Geige, in: Das Mechanische Musikinstrument 50/1990, S. 8.
  • Heise, Birgit, Mechanische Klavier-Orchestrions aus Leipzig, in: Das Mechanische Musikinstrument 103/2008, S.12-14.
Warenzeichen:
  • The Geisha, Nr. 31869   D. 1820 ab 7.7.98 (ZfI 18/1898 S.897)
  • DIENST, Nr. 34105 D. 1989 ab 14.11.98 (ZfI 19/1899 S.301)
  • Mezon, Nr. 49658 D.3002 ab 22.6.01 (ZfI 21/1901 S.821)
  • Marine, Nr. 48171 D.2657 ab 13.3.01 (ZfI 21/1901 S.585)
  • Dienst’s Ideal., No 65030   D.4084   7.12.03 (ZfI 24/1904 S.311)
  • Mezophon,. Nr. 63731   D. 3947.   20.10.03 (ZfI 24/1903 S.139)
  • Jurro, No 71370   D. 4147   23.7.04   (ZfI 24/1904 S.937)
  • CAPELLA, Nr. 80831 D.4732 ab 25.7.05 (ZfI 25/1905 S.1099)
  • Musik ist Geld, Nr. 78750 D.4930 ab 8.5.05 (ZfI 25/1905 S.795)
  • Stellamont, Nr. 84019 D. 4514 ab 23.12.05 (ZfI 26/1906 S.365)
  • Traviata, Nr. 85765   D. 5296 ab 2.3.06 (ZfI 26/1906 S.757)
  • Zampa, Nr. 88840 D. 5297 ab 23.6.06 (ZfI 26/1906 S.1041)
  • Norma, Nr. 90890 D. 5293 ab 21.9.06 (ZfI 27/1906 S.173)
  • Lusitania, Nr. 105781 D 6823 ab 9.3.08 (ZfI 28/1908 S.959)
  • FLUTINA, Nr. 136287 D. 9030 ab 4.11.10 (ZfI 31/1911 S.767)
Patente und Gebrauchsmuster:

Die Firma erwarb zahlreiche Patente und Gebrauchsmuster zwischen 1883 und 1914. Die meisten Erfindungen beziehen sich auf die Spezialität von Dienst, das Akkordeon. Folgende 11 Gebrauchsmuster und ein Patent handeln von mechanischen Musikwerken:

Patent (für Eduard Dienst in Gohlis)

o     26227 Neuerung an Zungeninstrumenten mit Kurbel und Walze. 24.4.83 (ZfI 4/1884 S.236) (Anliegen war hier das problemlose Auswechseln der Walze, damit ein größeres Repertoire an Musikstücken – und nicht nur immer dieselbe Walze - abgespielt und Walzen zum billigen Preis erworben werden können.)

Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 140057 D 5264 Musikwerk mit Stimmgabeln als Tonerzeuger. 1.8.00 (ZfI 20/1900 S.1071)
  • 161153 D 6149 Walzenanhebe-Vorrichtung an MW mit zu gleichzeitiger Bewegung verbundenem Ausrückhebel für die Klaviatur. 31.8.01 (ZfI 22/1911 S.47)
  • 162865 D 6221 Die Klaviatur selbsttätig ein- und ausrückende Stellhebelsperre für Walzeninstrumente. 30.9.01 (ZfI 22/1902 S.153)
  • 185112 D 7082 Einrichtung an mechanischen Musikinstrumenten aller Art zum abwechselnden Vorführen verschiedener Anschauungsgegenstände.19.9.02 (ZfI 23/1902 S.99)
  • 189144 D 7251 Pneumatische Bremse an den dem Publikum zugänglichen Hebeln, Kurbeln etc. bei Verkaufs-, Musik- und Elektrisier-Automaten, bestehend aus einem Zylinder mit nicht ganz luftdicht schließendem Kolben. 22.11.02 (ZfI 23/1903 S.257)
  • 192511 D 7392 Mechanisches Musikwerk mit in einer Nische aufgestellter Tänzerin, die mittels mechanisch ein- und ausschaltbarer Glühlampen beleuchtet wird. 13.1.03 (ZfI 23/1903 S.399)
  • 204714 D 7228 Hammeranschlagvorrichtung für Piano-Orchestrions und selbstspielende Klaviere, mit den Hammeranschlag beim Einfallen eines Klaviaturhebels in eine Unterbrechung des Notenblattes direkt vermittelnder und verstärkender Hebelvorrichtung. 13.11.02 (ZfI 23/1903 S.925)
  • 250382 D 9659 Anordnung transparenter Photographien an einem mechanischen Musikinstrument.  25.3. 05 (ZfI 25/1905 S.765)
  • 502147 D.2209 Streichinstrument mit durch Gestänge bewegten Druckstiften zum Greifen der Saite und einem über zwei Rollen geführten, umlaufenden Streichbande. 25.8.11 (ZfI 32/1912 S.765)
  • 502146 D 22095 Vorrichtung zur Verstärkung der Töne bei mechanischen Streichinstrumenten. 25.8.11 (ZfI 32/1912 S. 765)
  • 534806 D.23615 Schrank mit Rolljalousieverschluß. 17.10.12 (ZfI 33/1913 S.435)