Grob, J.M.
Firmenname:
1880-86  J.M. Grob

1886-92  J.M. Grob & co.

Adressen:

1887-92 Eutritzsch, Theresienstr.2

Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1887-1892

Das Unternehmen von Matthäus Grob war zunächst auf den Handel mit Musikinstrumenten, besonders Musikautomaten, ausgerichtet. So hatte er den Alleinvertrieb der Produkte von Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich, Brachhausen & Rießner und Leipziger Musikwerke Phönix übernommen. Besondere Bedeutung kam der Kooperation mit Paul Ehrlich zu. Im Jahre 1882 lieferte Ehrlich ein Probe-„Ariston“ und initiierte damit eine intensive, für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit. Ein Jahr später erschien Grob, J.M. mit einer großen Annonce im LAB als „General-Debiteur“ des „Ariston“; er verkaufte im großen Stil die von der Ehrlich’schen Fabrik gelieferten Organetten.

Die Firma von Matthäus Grob tat sich sodann auch als Produktionsstätte von Musikautomaten hervor; sie war entscheidend an der Entwicklung mechanischer Klaviere und Vorsetzer beteiligt. In den 1880er Jahren arbeiteten hier zwei geniale Techniker und Konstrukteure, die voneinander profitierten: Robert Frömsdorf (→Frömsdorf, R. & co.) und Alexander Peterson. Während Peterson alsbald die Firma verließ und in Berlin 1891 das erste mit Saugluft betriebene Klavier auf den Markt brachte, arbeitete Frömsdorf bei Grob, J.M. an der Entwicklung mechanischer Tasteninstrumente erfolgreich weiter. Ab 1886 erlangte diese Firma mehrere Patente für das mechanische Spiel von Tasteninstrumenten, und schon 1887 erregte der Vorsetzer „Clavierspieler“, den man in Zeitz produzieren ließ (ZfI 8/1887, S. 188), großes Aufsehen. Es kam zu erbitterten Auseinandersetzungen mit Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich, der ein ähnliches Instrument entwickelt hatte. In einer Stellungnahme von Grob hieß es, dass der „Klavierautomat“ nicht die originale Erfindung von Ehrlich sei und auf denselben Prinzipien wie der „Clavierspieler“ basiere (ZfI 8/1887, S. 188). Grob und Ehrlich beendeten die Zusammenarbeit um 1889.

Kurz nacheinander verstarben Matthäus Grob und sein Teilhaber Schultze. Daraufhin übernahm Hupfeld, Ludwig die Firma und produzierte deren Produkte, inzwischen auch ein mechanisches Harmonium, weiter.

Firma in Daten:
  • 1880 Gründung der Kunsthandlung „J.M. Grob“ (Schmitz S. 16)
  • 1883 im LAB als „General-Debiteur“ des Ariston von Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich verzeichnet
  • 1886 nach Aufnahme zweier Teilhaber, Anton Niemezik und Oskar Schultze, jetzt „J.M.Grob & co“ (ZfI 6/1886, S.207)
  • 1889 Firma hat den Alleinvertrieb für Leipziger Musikwerke Phönix übernommen (ZfI 9/1889, S.342). Trennung von Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich (Schmitz S. 16)
  • 1891 Grob verstorben (ZfI 12/1891, S.40). Alleinvertrieb von Polyphons (ZfI 12/1891, S.75).
  • 1892 zur Ausstellung in Wien vertreten, u.a. mit Vorsetzern, mechanischem Klavier und Harmonium (ZfI 12/1892, S.499). Instrumente fanden besondere Anerkennung von Prinz Ludwig von Bayern (ZfI 12/1892, S.592)
  • 1892: Witwe Terese Grob Teilhaberin, Verzicht auf Firmenvertretung (ZfI 12/1892, S.217).). Die Firma wird von Ludwig Hupfeld (→Hupfeld, Ludwig) gekauft, neuer Name: „Ludwig Hupfeld (vorm. J.M.Grob & co.)“ (ZfI 12/1892, S.613)
Auszeichnungen:
  • 1888 Bologna Musik-Ausstellung: Silber für mechanische Musikwerke (ZfI 9/1888, S.78) ; ausgestellt waren Ariston, Pianette, Symphonion, Organettes, Klavierspieler (ZfI 8/1888, S.402 und 9/1888, S.2)
Personalien:
Grob, Johann Matthäus

 (†17.10.1891 mit 53 Jahren) war Inhaber von 1880 bis zu seinem Tod. Er verstarb „nach langer Krankheit“ (ZfI 12/1891, S.40).

Literatur:
  • Hocker, Jürgen, Die Phonola, in: Das Mechanische Musikinstrument 57/1993, S. 14-21.
  • Schmitz, Hans-W., Die Ludwig Hupfeld AG in Leipzig, in: Das Mechanische Musikinstrument 58/1993 S. 16-28.
  • Hocker, Jürgen, Faszination Player Piano - Das selbstspielende Klavier von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2009.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The musical box: a guide for collectors, Atglen 1995.
Patente und Gebrauchsmuster:

Folgende Patente sind von der Firma aufgekauft und mit Zusätzen versehen worden:

  • 29382 Neuerung an Musikwerken, 2. Zusatz zu 22870. 26.2.84 (ZfI 5/1884 S.23, ausführlich S.71) 
  • 32155 Neuerung an Musikwerken. 3. Zusatz zu 22870. 27.11.84 (ZfI 5/1885 S.335, ausführlich S. 408)            
  • 35269 Neuerung an Musikwerken. Zusatz zu 22870. 6.9.85 (ZfI 6/1886 S.218)
  • 36157 Neuerung an Harmonikas. 20.11.85 (ZfI 6/1886 S.391, ausführlich mit Skizze S.513)    

Patente (für die Firma)                                                                                                  

  • 40787 Vorrichtung zum mechanischen Spiel von Tasteninstrumenten. 19.10.86 (ZfI 7/1887 S.398; ausführlich mit Skizze ZfI 8/1887 S.50)                                                                                         
  • 41682 Verbindung eines Tasteninstruments mit einem zum mechanischen Spielen desselben dienenden Apparates. 27.3.87 (ZfI 8/1887 S.61)
  • 43635 Drehbar und federnd befestigte Hämmer an den Schlaghebeln bei Apparaten zum mechanischen Spielen von Tasteninstrumenten. 21.12.87 (ZfI 8/1888 S.290)
  • 47388 Vorrichtung zum mechanischen Spiel von Tasteninstrumenten. 1.7.88 (ZfI 9/1889 S.266; ausführlich mit Skizze S. 450)                                                                                                       
  • 47145 Mechanismus für mechanische Saiteninstrumente. 1.6.88 (ZfI 9/1889 S.242)
  • 50658 Anreißmechanismus für Musikwerke mit Stimmenkämmen. 7.2.89 (ausführlich ZfI 10/1890 S. 254):

 

  • 52566 Mechanismus für mechanische Saiteninstrumente. Zusatz zu 40808. 19.11.89 (ZfI 10/1890 S.303; ausführlich mit Skizze ZfI 11/1890 S.23)                                                                 
  • 55638 Vorrichtung zur Herbeiführung eines Forte- oder Pianospiels bei mechanischen Musikwerken. 18.5.90 (ZfI 11/1891 S.172; ausführlich mit Skizze S. 291):

                                                                                                         

  • 55713 Einrichtung zur Fortbewegung von Notenblättern bei mechanischen Musikwerken. 1.3.90  ZfI 11/1891 S.185; ausführlich mit Skizze S.393):

                                                                                                        

 

  • 56780 Anreißvorrichtung für Stimmenzungen. 11.1.90 (ZfI 11/1891 S.291; ausführlich mit Skizze S. 471):

                                                                                                         

 

  • 58502 Oberdämpfung für Anreiß-Musikstimmen. 25.3.90 (ZfI 11/1891 S.455; ausführlich mit Skizze ZfI 12/1891 S.121):

 

 

  • 60096 Anreißvorrichtung für mechanische Musikwerke. 20.5. 90 (ZfI 12/1891 S.55; ausführlich mit Skizze S. 299)                                                                                                   
  • 64479 Vorrichtung zum mechanischen oder manuellen Spielen von Tast- Instrumenten mit durch rasch schwingende Hämmer erfolgendem Saitenanschlag. 8.12.91 (ZfI 12/1892 S.641; ausführlich mit Skizze ZfI 13/1893 S.271)                                                                                                           

 

Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 916 G. 29 Spielapparat zum Einbau in Harmoniums. 20.10.91 (ZfI 12/1891 S.102)
  • 1605 G. 86 Anschlußarm für Tasten von mechanisch gespielten Klavieren. 9.12.91 (ZfI 12/1892 S.174)
  • 22870 Neuerung an Musikwerken. Friedrich Ernst Lippmann in Leipzig. 15.10.1882 (ZfI 3/1883 S.277)
  • 25293 Neuerung an Musikwerken, Zusatz zu 22870. Friedrich Ernst Lippmann in Leipzig. 1.7.83 (ZfI 4/1883 S.82, ausführlich S. 152: „Die Töne werden ... durch ein oberhalb des Gehäuses selbsttätig vor- und zurückbewegtes, auswechselbares Spielbrettchen hervorgerufen, und da dieses Spielbrettchen ohne Rücksicht auf seine Länge selbst auf dem kleinsten dieser Musikwerke angewendet werden kann, so lässt sich auch ein langes Musikstück auf jedem dieser Musikwerke spielen“)
  • 40808 Mechanismus für mechanische Saiteninstrumente. 30.7.86. R. Siefert, Postsekretär in Freiburg, Baden (ZfI 7/1887 S. 398)