Holzweißig, Ernst
Firmenname:
1872-1887 Ernst Holzweißig
1887-1939 Ernst Holzweißig Nachf.
Adressen:
1894-1939 Reichsstr. 23
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1894-1939

Ernst Holzweißig tat sich hauptsächlich als „Engros“-Musikwerkehändler hervor. Um 1897 begann man in der Firma außerdem mit der Produktion eigener Musikwerke, zuerst Figuren-Automaten, ab 1904 auch Grammophone. Ab 1901 wurde das Unternehmen im LAB unter der Rubrik „Musikwerke-Fabrikanten“ geführt. Die Herstellung so genannter „Figuren-Automaten“, auch “Phantasieartikel“ und „Galanterie- und Spielwaren mit Musik“ genannt, sollte bis um 1930 die große Spezialität der Firma bleiben: Musikpuppen, klingende Fotoalben, Bilder und Haushaltsgeräte, zwitschernde Vogelfiguren in Käfigen und dergleichen mehr.

1911 stiegen die beiden Teilhaber Paul und Otto Simon bei →Leipziger Musikwerke Phönix als Gesellschafter ein, und ab 1912 bezeichnete sich die Firma Holzweißig, Ernst, auch als Hersteller von „Phönix“-Organetten sowie von „Amoretten“ (→Leipziger Musikwerke Euphonika). Nach dem Ende der Firma Leipziger Musikwerke Phönix im Jahre 1916 übernahm Holzweißig deren Organetten-Fabrikation offenbar ganz in eigene Regie; noch 1926 lieferte das Unternehmen Organetten dieses Typs „aus eigener Produktion“.

Zu den wichtigsten Fabrikaten gehörten außerdem Grammophone wie das 1904 erstmals gezeigte „Hymnophon“ (ausführlich mit Bild ZfI 24/1904, S.867). Die Firma präsentierte 1920 zur Frühjahrsmesse hauptsächlich Sprechmaschinen (ZfI 40/1920, S.551), 1930 nur noch Sprechmaschinen und Radios (ZfI 50/1930, S.740).

Gegen Ende der 1920er Jahre wird Holzweißig die Produktion mechanischer Instrumente eingestellt haben. 1925 listete man die Firma im Leipziger Adressbuch letztmalig unter der Rubrik „mechanische Musikinstrumente“, danach - bis 1934 -  unter Musikinstrumente, 1939 schließlich nur noch als Handelsfirma.

Firma in Daten:
  • 1872 am 1.4. Gründung einer „Engros-Firma in Taschenuhren und Fournituren“, nebenbei auch für Schweizer Musikwerke (ZfI 17/1897, S.470)
  • 1887 Ernst Holzweißig geht in Ruhestand. Geschäft wird übertragen auf  Simon und Gustav Sturm; neuer Name „Ernst Holzweißg Nachf.“. Handel mit Musikwerken war nach und nach zum Hauptgeschäft geworden. (ZfI 15/1895, S.603).
  • 1893 eröffnet am 1.4. Thomakirchhof 16 eine „permanente Collektiv-Ausstellung“ von Musikwerken aller Art (ZfI 13/1893, S.461)
  • 1894: Sturm ausgeschieden, um in eigener Firme in Reichsstr.7 seine Tätigkeit auf  Taschenuhren, Reiseweckern, Uhrenfurnituren, Ketten usw. zu beschränken. Paul Simon wird alleiniger Inhaber (ZfI 14/1894, S.277).
  • 1895 Ernst Holzweißig nach längerer Krankheit gestorben (ZfI 15/1895, S.603 und 16/1896, S.286).
  • 1897 Bezeichnung als „Musikwerke-Fabrik: Fantasieartikel, Musikautomaten u.a.“ (Verkaufskatalog)
  • 1898: laut Inserat Musterlager in Berlin, Hamburg, Brüssel, Stockholm, Rotterdam,  „Export nach allen Welttheilen“, Handel mit allen Arten von Musikwerken (Inserat ZfI 18/1898, S.948).
  • 1924 Filiale für Saiteninstrumente in Markneukirchen (Inserat ZfI 44/1924, S. 459)
  • 1927 100 Angestellte, zuzüglich der in den Außenstellen (ZfI 47/1927, S. 568)
  • 1930 Firma lässt in eigener Filiale in Markneukirchen Zupf- und Streichinstrumente sowie Zubehör und Harmonikas herstellen (ZfI 50/1930, S.740).
  • 1931 Prokura für Carl Alfred Römer endet (ZfI 51/1931, S.336)
  • 1939 letzter Eintrag im Leipziger Adressbuch

       

 Bild: Inserat aus ZfI 22/1902 S. 644

Auszeichnungen:
  • 1905 Leipzig Internationale Ausstellung für Kochkunst und Gastwirts-Gewerbe: Gold und Ehrenpreis der Stadt für auserlesenes Arrangement seines „Musiktisches“, sowie für Sprechapparate „Hymnophon“ (ZfI 25/1905, S.578)
Personalien:
Holzweißig, Ernst

(† 9.5.1895 in Leipzig mit 58 Jahren) war bis 1887 Inhaber der Firma (ZfI 15/1895, S.603 und 16/1896, S.286).

Simon, Paul
(*1853 † 1927) kam 1874 als „Reisender Kaufmann“ zu Holzweißig, wurde 1882 Prokurist und von 1894 bis 1925 Inhaber. Ab 1911 wurde er außerdem Gesellschafter bei →Leipziger Musikwerke Phönix..
Simon, Otto Georg Friedrich
 Sohn von Paul, wurde 1901 Prokurist (ZfI 22/1901, S. 185) und 1909 Teilhaber (ZfI 29/1909, S.757). Ab 1911 wurde er außerdem Gesellschafter bei →Leipziger Musikwerke PHönix. 
Lerpe, Gustav Karl Ernst
Der gelernte Kaufmann feierte 1928 sein 50-jähriges Jubiläum als Prokurist (ZfI 48/1928, S.721 und 767).
Literatur:
  • [Artikel zum 25. Jubiläum], in: ZfI 17/1897, S.470.
  • Paul Simon †, in: ZfI 47/1927, S. 557 und 568.
  • Bowers, David Q., Encyclopedia of Automatic Musical Instruments, New York 1972, S. 429.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The Musical Clock, Derbyshire 1995 S. 288.
  • [Katalog von 1898 über Christbaum-Untersetzer u.a. Automaten], in: Das Mechanische Musikinstrument 57/1993, S. 37-40.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The musical box: a guide for collectors, Atglen 1995.
Warenzeichen:

Viele Warenzeichen bezogen sich auf Handelsware. Unter den Namen Tarantella, Preciosa,  Tzigana verkaufte man z.B. Orchestrions der in Süddeutschland ansässigen Firma Blessing; Orchestrions der Marken Triumph, Liliput, Bravo und Carmen ließ man bei Popper bauen.

  • Triumph, Nr. 68225, H. 9269, 11.4.1904 (ZfI 24/1904 S.645)
  • EHN L. Trademark [für Ernst Holzweißig Nachf. Leipzig] Nr. 50073 (ohne Datum) (ZfI 24/1904 S. 527):

 

  • Preciosa, Nr. 63259, 3.10.1903 (ZfI 24/1904 S. 527):

  

  • Carmen, Nr. 66799 (ohne Datum) (ZfI 24/1904 S. 527)
  • Aida, Nr. 66800 (ohne Datum) (ZfI 24/1904 S. 527)
  • Bravo, Nr. 66800 (ohne Datum) (ZfI 24/1904 S. 527)
  • Liliput, Nr. 77393  H. 10900, 16.3.1905 (ZfI 25/1905 S.679)
  • Tzigana, Nr. 73617 H.10074, 1.6.1904 (ZfI 25/1905 S.211).
  • „Tarantella“, Nr. 72451  H. 10075, 28.9.1904 (ZfI 25/1904 S.117)
  • MARS, Nr. 83051 H 11797, 16.11.1905 (ZfI 26/1906 S.277) 
  • Phädra, Nr. 89938 H 12958 ab 28.7.1906 (ZfI 26/1906 S.1141)
  • Holzweissig, Nr. 90218  H 12832  ab 10.8.1906 (ZfI 26/1906 S.1143)
  • Gazelle, Nr. 89232  H 12576 ab 30.6.1906 (ZfI 26/1906 S.1143)
  • Amorette, Nr. 140902  H. 21079  ab 11.3.1911 (ZfI 31/1911 S.1059)
  • „Lipsia-Nipp“, Nr. 143513  H. 22344  ab 4.5.1911 (ZfI 31/1911 S.1059)
Patente und Gebrauchsmuster:

Patent (für die Firma)

  • 100459 Pianino mit eingebautem mechanischem Musikwerk mit Notenscheibe. 27.3.1898. (ZfI 19/1898 S.55, ausführlich ZfI 19/1899 S.459: In dem Pianino ist ein mechanisches Musikwerk mit Notenscheibe und Stimmkamm derart eingebaut, dass beim Spielen des Werkes der Resonanzraum sammt dem Resonanzboden des Pianinos zur Mitwirkung kommen.)            

 

Gebrauchsmuster (für Max Holzweissig, Kreuzstr. 14)

  • 132297 H. 13652 Aufzugvorrichtung, bei welcher die Aufzugachse durch den Boden des Musikwerkes hindurchreicht und von unten her mittelst einer auf der Achse befestigten Scheibe aufgezogen wird.16.3.1900. (ZfI 20/1900 S.627)

 

Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 138554 H. 14296 Vorrichtung zum Anschlagen von Glocken durch von einem mechanischen Musikwerk mit Notenblatt bethätigte bewegliche Figuren. 19.7.1900. (ZfI 20/1900 S.975)