Kaestner Autopiano
Firmenname:
1920-27 Kästner & co. GmbH
1922-27 außerdem:  Kästner & co. Piano-Apparate-AG
1927-32 Kästner Autopiano AG
Adressen:
1920-26 Wittenberger Str. 6 (ZfI 40/1920, S.532 und LAB)
1926-32 Mockauer Str. 11-13 (ZfI 46/1926, S. 1136 und LAB)
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1921-1932

Kästner hatte seit 1903 ein florierendes Unternehmen für selbstspielende Klaviere mit Spezialisierung auf Einbau-Apparate in London. Nach dem Krieg war seine Fabrik den politischen Verhältnissen (Kriegsgesetz) zum Opfer gefallen; der gebürtige Sachse Kästner eröffnete in Leipzig ein neues Werk (ZfI 40/1920, S.532). Hier entstanden Einbau-Apparate, Kunstspiel- und Reproduktionsklaviere. Im Messebericht von 1921 äußerte man sich begeistert über die hervorragende Qualität der Instrumente (ZfI 41/1921 S. 749). Sie seien weltbekannt und besonders von ausländischer Kundschaft begehrt. Klaviere ließ man sich u. a. liefern von A.H. Francke und →H. Förster. Maximilian Kästner war einer der größten Spezialisten in dieser Branche. „Er war derjenige, welcher das Einbauen der Klavierspielapparate in die Pianos in großzügiger Weise in die Wege leitete, und mit den Kästner-Autopianos wurden damals bestehende Vorurteile gegen Klavierspielapparate sehr bald aus dem Weg geräumt“ (ZfI 44/1924, S. 673).

1922 wurde in demselben Gebäude eine zweite Firma gegründet, die Kästner & co. Piano-Apparate AG,  mit Karla Franziska Kästner und Conrad Katz (→KATZ) als Geschäftsführer. Um 1923 wurde offenbar die Kästner & co. GmbH in eine AG umgewandelt: Die Kästner-Autopiano-AG. 1927 verschmolzen dann beide Firmen zur Kästner Autopiano AG.

Noch 1929 annoncierte man „Einbauflügel Blüthner, Erard, Schiedmayer...“ (ZfI 49/1929, S.949), doch ging zu dieser Zeit die Nachfrage nach solchen Automaten weltweit stark zurück. Um 1932 gab auch dieses Unternehmen als eines der letzten dieser Branche in Leipzig auf.

Firma in Daten:
  • 1920 Eintragung ins Handelsregister „Kästner & co. GmbH“. Geschäftsführer sind Karla Franziska Dora Auguste Kästner geb. Zimmermann und Makarius Maximilian Kästner (ZfI 40/1920, S.645).
  • 1922 Gründung „Kästner & co., Piano-Apparate AG“ unter derselben Adresse. Geschäftsführer sind Karla Kästner und Conrad Katz (de Wit 1926).
  • 1923-26 „Kästner & co. GmbH“ nennt sich jetzt „Kästner-Autopiano-AG“ (LAB und de Wit 1926)
  • 1924 Tod Kästners (ZfI 44/1924, S. 673)
  • 1926 Bezug neuer Fabrikgebäude mit eigenem Bahnanschluss Mockauer Str. 11-13 (langer Artikel mit Bild ZfI 46/1916 S. 1136). Geschäftsführer ist E.A.Merkel (de Wit 1926)
  • 1927 „Die Firmen Kästner-Autopiano AG und Kästner & co., Piano-Apparate AG, beide in Leipzig, berufen ihre Aktionäre zur Versammlung. Grund: Fusion beider Firmen“ (ZfI 47/1927, S.716). Beide Firmen sind verschmolzen als „Kästner Autopiano AG“. (ZfI 47/1927, S.827). Prokura für Cornelia Dorothea Kästner (ZfI 47/1927, S.1029)
  • 1932 Prokura für Cornelia Dorothea Kästner erloschen, Carl Macarius Kästner als Vorstandsmitglied ausgeschieden (ZfI 52/1932, S.374). Letzter Eintrag ins LAB

  

 Bild: ZfI 46/1926 S. 1136

  

 

Auszeichnungen:
  • 1927 Pirna Gastgewerbe- und Industrieausstellung: Gold für Autopianos (ZfI 47/1927, S.875)
Personalien:
Kästner, Maximilian Macarius

(*1874 †1924 London), besuchte die “höhere Schule” in Dresden und trat verschiedene Stellungen innerhalb der „Musikbranche“ im Ausland an. 1903 gründete er in London die Firma „Kästner & co.“, welche in kurzer Zeit zu großer Bedeutung kam. 1920 verlegte er sein Unternehmen nach Leipzig. 1924 erlitt er bei einem Besuch in London einen Verkehrsunfall, an dessen Folgen er mit 50 Jahren verstarb (ZfI 44/1924, S. 673)

Katz, Conrad (bei Kästner)

hatte seit ca. 1907 in dieser Branche (pneumatische Musikwerke) gearbeitet, seit ca. 1915 (also schon in London) als technischer Direktor bei „Kästner“ (ZfI 48/1927 S. 385). 1927 gründete er seine eigene Firma →Katz, Conrad.

Geschäftliches:

Stammkapital
1920 30 000 Mark (ZfI 40/1920, S.645).
1925 auf 100.000 Reichsmark umgestellt (ZfI 45/1925, S.1063)
1931 Herabsetzung auf 50.000 Reichsmark (ZfI 32/1931, S.16) 

Literatur:
  • „Maximilian Macarius Kästner †“, in: ZfI 44/1924, S. 673.
  • Birgit Heise, Die Kästner Autopiano AG, in: Das Mechanische Musikinstrument Nr. 106 (herausgegeben von der Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V.), Geisenheim 2009, S. 19-23.
Patente und Gebrauchsmuster:

Patent (für Conrad Katz, Naunhof bei Leipzig und Firma Kästner & Co., Piano-Apparate Akt.-Ges., Leipzig)

  • 434893 Anordnung zur Staubentfernung bei pneumatischen Spielapparaten. 13.6.1925. (ZfI 47/1927 S.81

 

Patent (für Kästner-Autopiano Akt.-Ges.)

  • 493913 Pneumatisch spielbares Musikinstrument. 24.5.1929. (ausführlich mit Skizze ZfI 50/1930 S.630)