Komet Musikwerke
Firmenname:
1894-1897 Komet Musikwerke Pöllnitz und Bauer

1897-1901 Komet Musikwerke Bauer & co.

Adressen:
1895                Plagwitz, Friedrichstr.4 (ZfI 15/1895, S.420)
1896-1903      Lindenau, Angerstr. 32 (ZfI 16/1896, S.445 und LAB)
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1897-1903

Eine nur kurze Lebensdauer war dieser Fabrik für Lochplatten- Musikwerke beschieden. Kurz nachdem der Direktor und Mitbegründer Louis Bauer hinausgedrängt worden war, erfolgte das Ende. Auf Bauer ergingen schon seit 1888 eine Fülle von Patent-Erteilungen; er schien der konstruktivste Kopf des Unternehmens gewesen zu sein. Fachleute beobachteten mit großer Skepsis den Austritt von Louis Bauer: „Die Inhaber sind der Meinung, die weiteren Dienste des Herrn Bauer, welcher die ganze Fabrik eingerichtet und das Geschäft in verhältnismäßig kurzer Zeit in die Höhe gebracht hatte, entbehren zu können, und haben diesen bewährten Fachmann kurzer Hand seiner Stellung als leitender Direktor enthoben“ (ZfI 19/1899, S.331). Bauer errichtete danach eine bedeutende Fabrik für Grammophone und erwirkte auch auf diesem Gebiet Patente. Wenige Monate später gab es günstigere Kommentare über die neue Firmenleitung: „Die neue Leitung hat mit manchen Missständen, die sich allmählich eingebürgert hatten, gründlich aufgeräumt … man merkt auf Schritt und Tritt, dass hier frisches Leben eingezogen ist, das alles daran setzen will, den schwierigen Konkurrenzkampf erfolgreich bestehen zu können“ (ZfI 19/1899 S. 1009).  

„Komet“-Musikwerke wurden gern gekauft. Es gab sie in allen Größen, von 30-tönigen Schatullen bis hin zu großen Standautomaten. In einem Messebericht kann man lesen: „… das Notenarrangement ist vortrefflich; eine erwähnenswerte Eigenschaft der Komet-Musikwerke“ (ZfI 17/1897, S.420). Die Instrumente für den französischen Markt nannten sich „Cométe“ (Ord-Hume 1995 S. 219).

In dieser Firma entstand außerdem der wahrscheinlich größte Platten-Spielschrank überhaupt, erstmals 1897 präsentiert: „Das Hervorragendste ist ein neuer Riesenautomat von außerordentlicher Tonfülle mit über 600 Tönen, der nur mit einem Notenblatt von 85 cm Durchmesser spielt und das Einlegen mehrerer Notenscheiben erspart“. Ein neues patentiertes System macht es möglich, mit so einer kleinen Scheibe so viele Zungen anzureißen (ZfI 17/1897, S.901). Durch die Verbindung von zwei derartigen Automaten entstand 1899 ein 1200-töniger Koloss mit besonderen, patentierten Treib- und Anreißrädchen, die das Anreißen von vier Zungen gleichzeitig - bei einer einzigen Platte -  gestatten.

1913 nahm die Firma →Weißbach, Kurt die Produktion von „Komet“-Musikwerken für kurze Zeit wieder auf (ZfI 33/1913, S. 1425).

 

                        

                          Bild: Inserat aus ZfI 19/1899  S. 678

Firma in Daten:
  • 1894 Gründung (Reuter,Christoph/ Enders, Bernd/ Jacobi, Rolf, Lexikon Musikautomaten, CD-Rom Wiesbaden 1999); Inhaber sind  Hans Bruno Ulrich Pancratius Goltzo von Pöllnitz und Louis Bauer
  • 1896 neue Gebäude in Lindenau, Angerstr. 32 bezogen. (ZfI 16/1896, S.445)
  • 1897 ab 16.7. neuer Firmenname: „Komet-Musikwerke, Bauer & co.“ (ZfI 16/1896,S.811). Ausscheiden von Pöllnitz als Teilhaber (ZfI 16/1896, S.787)
  • 1898 Firma auf Bankiers Christian Ferdinand Frege und Friedrich Alexander Mayer übergegangen. Prokura für Richard Hermann Leonhard und Carl Otto Muhme (ZfI 19/1998, S.269).
  • 1899 Austritt von Bauer als technischer Fabrikleiter (ZfI 19/1899, S.1009).
  • 1900 Prokura für Muhme erloschen. (ZfI 21/1900, S.187)
  • 1902 Inserat: „Sofort billigst zu verkaufen ist die vollständig und gut eingerichtete Fabrik mechanischer Musikwerke ... mit dem ganzen Inventar, fertigen und halbfertigen Fabrikaten etc.“ (ZfI 22/1902, S.408).
Auszeichnungen:
  • 1897 Leipzig sächsisch-thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung: Silber für gute Musikwerke mit auswechselbaren Notenscheiben (ZfI 18/1897, S.53)
Personalien:
Bauer, Franz Louis

(*23.3.1846 † 1928 in Leipzig) war von Beruf Schlosser. Nach seinem Ausscheiden aus dieser Firma 1899 trat er als Grammophon-Fabrikant hervor. Zuletzt wird er 1928 im Leipziger Adressbuch als Uhrmacher geführt, Täubchenweg 89. Im Jahre 1928 muss er gestorben sein, da ab 1929 im Adressbuch seine Witwe als Inhaber erscheint.

Poellnitz, Hans Bruno Ullrich Pancratius Goltzo von

(† um 1908), gelernter Kaufmann, wirkte nachweislich ab 1894 in Leipzig. Im Leipziger Adressbuch ist er zum letzten Mal im Jahr 1908 gelistet, als Inhaber eines Unternehmens für „Gummiwaren und Treibriemen engros“, Yorkplatz 1. Ab 1909 ist als Inhaberin die Witwe Marie von Poellnitz benannt: ein Hinweis auf den kurz zuvor erfolgten Tod des Hans von Poellnitz.

Literatur:
  • Bowers, David Q., Encyclopedia of Automatic Musical Instruments, New York 1972, S. 112.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The Musical Clock, Derbyshire 1995, S. 219, 291.
  • McElhone, Kevin, The Disc Musical Box - A Compendium of Information about Disc Musical Boxes and Related Instruments, 2012.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The musical box: a guide for collectors, Atglen 1995.
Warenzeichen:
Patente und Gebrauchsmuster:

Patente (für F.L. Bauer und C.A. Röder in Leipzig)

  • 47924 Mechanismus für mechanische Musikwerke. 16.5.88 (ZfI 9/1889 S. 342)

  • 48377 Mechanismus für mechanische Musikwerke mit Stimmenkämmen.  25.12.88 (ZfI 9/1889 S.378, ausführlich 10/1889 S. 87))
  • 48939 Mechanismus für mechanische Musikwerke. Zusatz zu 48377. 12.10.88 (ZfI 9/1889 S.448):

  

  • 49797 Mechanismus zum Anreißen von Stahlzungen an Spieldosen. 30.4.1889 (ZfI 10/1889 S.50):
  • 56928 Dämpfervorrichtung für mechanische Musikwerke mit Stimmenkämmen. Zusatz zu 48377. 2.10.1890 (ZfI 11/1891 S.305)
  • 60255 Vorrichtung zum Anreißen von Stahlstimmen. 7.3.91 (ZfI 12/1892 S. 339, ausführlich):

 

  • 69851 Vorrichtung zum Anreißen von Stahlstimmen. Zusatz zu 60255. 5.6.92 (ZfI 13/1893 S.621)
  • 74655 Anreißvorrichtung für Stahlstimmen für veränderliche Tonstärke. 8.3.93 (ZfI 14/1894 S.449):

 

 Patente (für F.L. Bauer Gustav-Adolf-Str. 56)

  • 42553 Mechanisches Musikwerk. 5.8.86 (ausführlich ZfI 8/1888 S. 255):

  

  • 78431 Vorrichtung zur Herstellung von Notenplatten mit aus letzterer gestanzten Erhöhungen. 16.3.94 (ZfI 15/1894 S.97)
  • 83740 Sperrvorrichtung für das Notenblatt mechanischer Musikwerke 1.11.94 (ZfI 16/1895 S.21)
  • 90939 Anreißvorrichtung für Stahlstimmen und Saiten in mechanischen Musikwerken. 7.5.96 (ausführlich ZfI 10/1899 S. 147):

 

  • 95132 Trieb- und Anreißrädchen für mechanische Musikwerke. 2.3.97 (ZfI 18/1897 S.71) 

 

  • 100649 Mechanisches Musikwerk mit Zungestimmen 23.2.98 (ZfI 19/1898 S.77)
  • 104586 Notenscheibenbehälter für mechanische Musikwerke;  11.9.98  (ZfI 19/747, ausführlich mit Skizze ZfI 20/251)

Gebrauchsmuster (für F.L. Bauer und C.A Röder in Leipzig)

  • 28145  B 3041 Selbstthätig eingreifende Mitnehmer-Vorrichtung für Notenscheiben an mechanischen Musikwerken. 10.7.94 (ZfI 14/1894 S. 791)
  • 38711 B 3985 Mechanikenhalter für mechanische Musikwerke mit engen Einschnitten in dem einen und weiten Einschnitten in dem anderen Hauptteil. 18.2.95 (ZfI 15/1895 S. 599)

Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 45999 K. 4090 Vorrichtung zur Herstellung von kammförmigen Gummidämpfern, aus einer glatten und einer gegen diese zu pressenden Platte mit der Stimmkammtheilung entsprechend angeordneten Erhöhungen. 24.8.1895. (ZfI 16/1895 S.49)
  • 63659 K. 5703 Regulator für Antriebswerke mit stoffartigem Gelenk für die Flügel des Windfanges. 17.9.1896. (ZfI 17/1896 S.75)
  • 64324 K. 5704 Notenscheibenachse mit Haltefeder für die Notenscheibe. 17.9.1896. (ZfI 17/1896 S.107)
  • 72346 B. 7968 Stahlstimmen für mechanische Musikwerke mit besonderer Angriffsfläche für den Dämpfer. 12.3.1897. (ZfI 17/1897 S.537)
  • 89021 K. 7918 Zungenstimme für mechanische Musikwerke mit abgeschrägter Angriffsstelle für den Dämpfer. 19.1.1898. (ZfI 18/1898 S.427)
  • 96803 B. 10580 Mechanisches Musikwerk, bei welchem zwei nebeneinander liegende Zungenstimmen des Stimmenkammes von einem Anreißrädchen bethätigt werden. 28.5.1898. (ZfI 18/1898 S.791)
  • 102533 K. 9148 Mechanisches Musikwerk mit auswechselbaren Notenscheiben, dessen Antriebswerk oberhalb der Stimmenkämme an der Decke des Gehäuses befestigt ist. 10.9.1898. (ZfI 19/1898 S.55)
  • 111966 K. 10004 Mechanisches Musikwerk für Notenscheibenwechsel, bei welchem jede Notenscheibe durch einen besonderen Riegel auf der Achse des Musikwerkes gehalten wird. 21.2.1899. (ZfI 19/1899 S.595)
  • 111967 K. 10005 Mechanisches Musikwerk für Notenscheibenwechsel, bei welchem jede Notenscheibe durch eine besondere Vorschubvorrichtung vor die Achse des Musikwerkes gebracht wird. 21.2.1899. (ZfI 19/1899 S.595)
  • 111968 K. 10006 Mechanisches Musikwerk für Notenscheibenwechsel, bei welchem jede Notenscheibe durch eine besondere Zugvorrichtung vor die Achse des Musikwerkes gebracht wird. 21.2.1899. (ZfI 19/1899 S.595)
  • 111969 K.10007 Mechanisches Musikwerk für Notenscheibenwechsel, bei welchem der Notenscheibenhalter von einer Kurvenscheibe des Antriebswerkes bethätigt wird. 21.2.1899. (ZfI 19/1899 S. 595)
  • 117503 K. 10571 Elektrische Auslösung für mechanische Musikwerke, bei welcher der waagerecht schwingende Münzhebel einen an seinem Ende offenen Münztrichter trägt. 1.6.1899. (ZfI 19/1899 S.871)
  • 119196 K. 10717 Auslösung für Laufwerke, bei welchen das Arretierungsrad mit einem Loch versehen ist, das von einem Wechselstern abgedeckt werden kann. 30.6.1899. (ZfI 19/1899 S.959)
  • 119197 K. 10718 Geräuschloser Aufzug für Laufwerke, bei welchem der Sperrkegel von einem Arm ausgehoben wird, der von dem Sperrrad durch Reibung mitgenommen wird. 30.6.1899. (ZfI 19/1899 S.959)
  • 119200 K. 10719 Notenscheibenhalter für mechanische Musikwerke, dessen freies Ende so zurückgebogen ist, dass es die Notenscheibenachse federnd übergreift. 1.7.1899. (ZfI 19/1899 S.959)
  • 119201 K. 10720 Laufwerk-Körper für Antriebswerke, welcher aus zwei gebogenen Flachkörpern zusammengesetzt ist. 1.7.1899. (ZfI 19/1899 S.959)
  • 125757 K. 11321Mechanisches Musikwerk für mehrere Notenscheiben, deren Antriebswellen parallel zu einander gelagert sind und durch Stirnräder-Übersetzung in Bewegung gesetzt werden. 6.11.1899. (ZfI 20/1899 S.247)
  • 125758 K. 11322 Mechanisches Musikwerk mit zwei parallel gelagerten Antriebswellen, bei welchem die Bewegung der angetriebenen auf die anzutreibende Welle durch ein Paar fein verzahnter Stirnräder erfolgt. 6.11.1899. (ZfI 20/1899 S.247)
  • 160654 K. 14829 Getheilte Lager für Triebwerke mechanischer Musikwerke zum leichten Herausnehmen der Hauptwelle mit Triebfedern. 22.8.1901. (ZfI 22/1901 S.47)