Leipziger Musikwerke LIBELLION
Firmenname:
1891-92 Thost & Richter
1892-94 Leipziger Musikwerke Libellion Schützhold & Werner
Adressen:

1891-93 Bayersche Str. 81 (ZfI 12/1891, S.133 und LAB)

Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1893

Das Libellion basiert auf einer Erfindung, die sich der Leipziger Instrumentenbauer Theodor Zöllner 1890 patentieren ließ: Patent Nr. 57561 Mechanisches Musikwerk mit Stahlstimmen, ab 5.10.90 (vgl. ZfI 11/1891 S. 365). Dieses Patent wurde 1891 auf die Firma „Thost & Richter“ übertragen (Reuter u.a., Lexikon Musikautomaten, 1999). In demselben Jahr baute man hier bereits zwei Prototypen der „Libellion“-Spieldose und präsentierte sie zur Messe (ZfI 12/1891, S.133). Als Besonderheit hob man hervor: „Statt der Metallscheibe hat Libellion das bekannte durchlochte Notenpapier in Streifen und es kann infolgedessen Musikstücke von beliebiger Länge spielen“ (ZfI 14/1893, S.156).

Dem Unternehmen war kein langes Leben beschieden, und die Fluktuation beim leitenden Personal war hoch. Doch während die Firma schon 1894 erloschen war, produzierte man das offenbar beliebte Libellion andernorts weiter.

 

Firma in Daten:
  • 1891 Libellion in zwei Probeexemplaren zur Neujahrsmesse präsentiert. Firmenname „Thost & Richter“ (ZfI 12/1891, S.133)
  • 1892 Gustav Oswald Thost ausgetreten und Doss sowie ein Commanditist eingetreten (ZfI 12/1892 S.234). Doss nach freundschaftlichem Übereinkommen ausgeschieden. An seiner Stelle Theodor Schützhold als Teilhaber. (ZfI 12/1892 S.479)
  • 1892 ins Handelsregister wurde eingetragen, dass Friedrich Herrmann Richter und der Commanditist als Mitinhaber aus der Firma ausgeschieden sind, dagegen Herr Gottlob Ernst Werner, Kaufmann, als Teilhaber eingetreten ist. Das Unternehmen firmiert jetzt mit „Leipziger Musikwerke Libellion Schützhold & Werner“ (ZfI 13/1892, S.101)
  • 1893 einziger Eintrag ins LAB. Schützhold ausgeschieden. Prokura für Richter (ZfI 13/1893, S.851).
  • 1894 am 22.3. Firma erloschen. Fabrikation des Libellion hat Herr Dr. Oskar Schneider, Leipziger Lehrmittel-Anstalt, erworben (ZfI 14/1894, S.477).
  • 1897 Produktion des Libellion nun von der Rudolstädter Firma „Friedrich Adolf Richter & cie“ übernommen (Goldhoorn S. 22). Im Katalog HOLZWEISSIG 1897 werden Standautomaten „im Ausverkauf“ geboten
Auszeichnungen:
  • 1893 Chicago Weltausstellung: Preis für Musikwerke (ZfI 14/1894, S.54).
Personalien:
Doss, Franz Otto Paul

(*17.2.1866 Leipzig, laut Polizeilichem Melderegister im Stadtarchiv), Kaufmann, war 1892 Teilhaber. Im Leipziger Adressbuch ist er 1895 als Kaufmann mit Wohnung in der Centralstr.5 gelistet, danach nicht mehr. Wahrscheinlich ist er 1896, im Alter von 30 Jahren, weggezogen.

Schützhold, Friedrich Theodor

(*11.7.1858 Großpötzschau bei Borna), Sohn von Johanna Rosina (1816-1887), eine „Gutsbesitzerswitwe“, seit 1876 in Leipzig wohnend. Schützhold diente 1876-79 in Dresden beim Militär und wurde 1891 Bürger von Leipzig (Polizeiliches Melderegister im Stadtarchiv). Hier wechselte er sehr häufig den Wohnsitz, lebte z.B. 1893 in der Zeitzer Str.37 b, 1894 Bayersche Str.51, 1896 Waldstr. 58.  Er war verheiratet mit Elisabeth Maria (1864-1903) und hatte drei Kinder: Friedrich Theodor (*1888), Elisabeth Johanna (*1890) und Theodor Walther (*1892). Zuletzt erscheint er 1921 im Leipziger Adressbuch unter der Adresse Kaiser-Wilhelm-Str. 8. Möglicherweise ist er dann weggezogen oder im Alter von 63 Jahren verstorben.

Zöllner, Theodor

Über Zöllner ist lediglich bekannt, dass er 1896 als Instrumentenbauer in der Gohliser Braustr. 1 wirkte (gemäß Leipziger Adressbuch).

Literatur:
  • Bowers, David Q., Encyclopedia of Automatic Musical Instruments, New York 1972, S. 244.
  • Goldhoorn, Luuk, Die Firmengeschichte zum Libellion, in: Das Mechanische Musikinstrument 37/1985 S. 21-23.
  • Rohmann, Horst, Das Libellion, in: Das Mechanische Musikinstrument 37/1985 S. 24-32.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G. The Musical Clock, Derbyshire 1995 S. 220, 303.