Lochmann, E.G.
Firmenname:
 1892-1904  E. G. Lochmann & co.
Adressen:
1897-1901 Gohlis, Leipziger Str.1
1902-1903 Gohlis, Gohliser Str. 36
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1897-1903

Ernst Georg Lochmann, der Bruder von Paul Lochmann, war Mitbegründer der Symphonion-Musikwerkefabrik. 1892 machte er sich selbstständig. Zunächst entstanden in seiner Werkstatt hauptsächlich Akkordeons mit Glockenspiel (z.B. ZfI 13/1893, S.520), ab 1897 kamen Unterhaltungs-Automaten, über deren Musikwerke keine detaillierten Angaben überliefert sind, hinzu. Im achten Jahre ihres Bestehens kam diese Firma in große Schwierigkeiten und musste schließlich die Zahlungen einstellen. Der folgende Kommentar bietet dazu einige Details: „Unter der  seit vorigen Herbst eingetretenen geschäftlichen Depression hat die Branche des Genannten […] ganz besonders zu leiden gehabt. Es ist dies erklärlich, wenn man berücksichtigt, dass der Artikel Automaten an sich vorwiegend auf die Benutzung in den breiten Volksschichten angewiesen erscheint und somit der Mangel an Verdienst auf den Absatz in Automaten einen außerordentlich ungünstigen Einfluß ausgeübt hat. Der unausgesetzte Rückgang in den Umsätzen hat Herrn Lochmann … bewogen, in den Bereich seiner Unternehmungen andere Gegenstände einzubeziehen, indeß haben diese Bemühungen … nicht so schnell die davon zu erhoffende günstige Beeinflussung der geschäftlichen Lage herbeiführen können… Hinzu kommt, daß der Zusammenbruch der Leipziger Bank … schwere Erschütterungen hervorgerufen hat“ (ZfI 21/1901, S.905).

In dieser Firma wurden mehrere Arten von Unterhaltungsautomaten fabriziert. Es finden sich nicht immer Hinweise darauf, ob diese Automaten mit Musik bzw. mit welcher Art von Musik sie funktionierten. Entsprechend dem Gebrauchsmuster und der früheren Arbeitsstätte des Inhabers bei SYMPHONION könnten Stimmenkamm-Musikautomaten mit Lochplatte integriert gewesen sein.

Firma in Daten:
  • 1892 Eintrag ins Handelsregister Dresden: Firma „E.G. Lochmann“ als Zweigstelle eröffnet; Inhaber sind Lochmann und Friedrich Wilhelm Rudolf Heppner (ZfI 13/1892, S.177)
  • 1901 Firma muss Zahlungen einstellen. (langes Rundschreiben von Lochmann an seine Gläubiger, vollständig abgedruckt in ZfI 21/1901, S.905 und 907). „Das von der Firma … nachgesuchte Moratorium bis Ende 1902 ist, nachdem alle Gläubiger ihre Zustimmung gegeben haben, nunmehr perfekt geworden.“ (ZfI 22/1901, S.49)
  • 1903 Konkursverfahren eröffnet am 9.1.03. Kommentar: Moratorium war unnütz, hat die Sache der Gläubiger eher verschlechtert (ZfI 23/1903, S.315).
  • 1904 Konkurs: Schlussverteilung soll erfolgen. „Fürwahr eine feine Pleite, die kaum eines Kommentars bedarf, denn es wird kaum mehr als 0,00 % aus der Masse herausspringen!“ (ZfI 24/1903, S.259). 1,291 % Dividende kamen zur Auszahlung (ZfI 24/1904, S.343)
Personalien:
Lochmann (1), Ernst Georg (bei Lochmann E.G.)

(geb. 10.9.1856 in Zeitz), Bruder von Paul, Kaufmann, zog 1883 von Schkeuditz nach Leipzig-Gohlis in die Möckernsche, später in die Lange Straße (Polizeiliches Melderegister der Leipziger Vororte Nr. 617 Fol.12, im Leipziger Stadtarchiv). Er wird 1885 Mitbegründer und 1889 Gesellschafter bei →Symphonion. 1889 zog er mit Familie (2. Ehefrau Fanny Ottilie geb. Müller, ein Sohn) in die Gohliser Straße. Seine erste Frau Anna (geb. 1856) war 1885 verstorben, zwei Töchter aus zweiter Ehe waren im Kleinkindalter gestorben.1892 gründete er dieses Unternehmen. Lochmann ist bis 1903 im Leipziger Adressbuch verzeichnet, für 1904 ist nur noch seine Frau Fanny mit einem Parfümeriegeschäft gelistet; Lochmann ist also 1903 weggezogen oder gestorben.

Literatur:
  • Goldhoorn, Luuk / Schmitz, H.-W., Oscar Paul Lochmann und die „Original“-Musikwerke Paul Lochmann GmbH, in: Das Mechanische Musikinstrument 52/1991, S. 35-41.
  • McElhone, Kevin, The Disc Musical Box - A Compendium of Information about Disc Musical Boxes and Related Instruments, 2012.
Patente und Gebrauchsmuster:

Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 32398   L 1771 Stimmenkamm-Musikwerk mit transportablem Akkumulator und elektrischer Lampe. 23.10.94 (ZfI 15/1894, S.209)