Der gelernte Orgelbauer Paul Lösche wirkte 1901-02 als Gesellschafter bei →Apollo Musikwerke. Doch schon zuvor befasste er sich intensiv mit technischen Details an selbstspielenden Instrumenten, erwirkte zusammen mit Kretzschmar (→Herkules-Musikwerke, Apollo Musikwerke) seit 1900 mehrere Patente und Gebrauchsmuster. 1902 gründete er diese Firma. Das Klavier-Orchestrion wurde zu seiner Domäne, und bereits sechs Jahre später hieß es, dass das Unternehmen zu den am meisten beschäftigten Orchestrion-Fabriken Sachsens zählte (ZfI 28/1908, S.563). In dieser Zeit nahm Lösche zusätzlich die Produktion von selbstspielenden Klavieren auf. Auch die Notenrollen fertigte er in eigener Stanzerei, und hierin entwickelte er offenbar besonderen Ehrgeiz: „Auch legt Herr Lösche, als erfahrener Musiker, ein ganz besonderes Gewicht auf das Arrangieren der Noten, denn dieses Arrangement ist die Seele des Instrumentes ... Es werden in der Fabrik eine ganze Anzahl ausgebildeter Spezialisten in diesem Fach ständig beschäftigt“ (ZfI 44/1924, S. 187). Lösche gehörte zu den langlebigsten Produzenten. Noch 1923 bezog er neue Fabrikgebäude, in denen er bis 1929 seine pneumatischen Klaviere und Orchestrions baute. 1926 führte das Unternehmen „...außerdem Handspiel-Pianos, eigene Produktion“ (ZfI 46/1926 S.472).
Ab 1909 wartete der Betrieb mit dem erfolgreichen Violinflöten-Piano mit Orgelpfeifen zur Geigenimitation auf. In jener Zeit vollzog sich allgemein ein geschmacklicher Wandel; dahin gehend, dass künstlerische und sensible Musikwerke den lärmenden „Radaukästen“ vorgezogen wurden. Folgender Kommentar belegt diesen Umstand und gibt diesbezügliche Ansichten des Firmeninhabers preis: “Paul Lösche … hat sich rasch in den veränderten Zeitgeschmack hineingefunden, und seine Instrumente brachten dies auch unverkennbar zum Ausdruck. Die Musik ist verfeinert, die Intonation der Orchestrions weicher und ... mit mehr Sorgfalt ausgeglichen als früher, wo dies freilich auch wenig Zweck hatte, denn die Feinheit der Musik konnte ja gar nicht zur Geltung kommen, sie wurde durch das Schlagzeug vollständig in Grund und Boden gehauen. Das ist heute ganz anders geworden... Wer freut sich wohl mehr über diesen Wechsel der Dinge als wir Fabrikanten selbst, meinte Herr Lösche, diese Radaumusik wurde einem zum Ekel. Wir sind zwar alle miteinander auf die Wirte angewiesen, denn unsere Wohnungsverhältnisse gestatten es nicht, dass der Privatmann sich solch ein Orchestrion anschafft, schon mit Rücksicht auf seinen Flurnachbar“, doch griffen auch Wirte zunehmend auf musikalische Automaten wie Violinflöten-Orchestrions zurück (ZfI 30/1910 S. 1292).
Bild: Inserat aus ZfI 45/1925 S. 621
· 1910 Bitterfeld Allgemeine Kochkunst-Ausstellung: Gold (ZfI 30/1910, S. 909)
· 1911 Silberne Staatsmedaille des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (deWit 1912)
· (†15.9.1925 mit 53 Jahren) lernte Orgelbau bei seinem Vater Carl (1842-1919) in Rudolstadt. Nach dem Militär kam er nach Leipzig und war in verschiedenen Musikwerke-Fabriken als Stimmer, zuletzt als Meister tätig. 1901-02 wirkte er als Teilhaber bei →Apollo Musikwerke und gründete dann dieses Unternehmen.
Bild: Artikel aus ZfI 46/1925 S. 6
o 187113 L.23095 Mechanisches Musikwerk, bei dem mit Schellen besetzte Bänder in schüttelnde Bewegung versetzt werden. 29.8.1906 (ZfI 27/1907 S. 817, ausführlich mit Skizze ZfI 28/1908 S. 117):
Patent (für Carl Kretschmar und Paul Lösche)
o 125527 Vorrichtung an mechanischen Musikwerken zur Hervorbringung trillernder und schnarrender Töne. 12.12.1900 (ZfI 22/1901 S.45, ausführlich mit Skizze ZfI 22/1902 S. 429 [Datum der Erteilung des Patents hier 22.12.1900])