Brachhausen & Riessner
Firmenname:
1889-1895  Brachhausen & Rießner
Adressen:
1891-1893 Eutritzsch, Gartenstr.2
1893-1895 Dorotheenstr.2 (Fabrik in Wahren)
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1891-95
Spezialität der Firma waren Lochplatten-Spielwerke mit Stimmenkamm unter der Bezeichnung „Polyphon“. „Das Polyphon wäre ohne seinen Vorgänger, das Symphonion, wohl kaum denkbar und wohl kaum entstanden“, kommentierte man anlässlich der Herbstmesse von 1890 und bezog sich dabei auf die offensichtlichen Ähnlichkeiten des Polyphons mit den Produkten von Symphonion (ZfI 12/1891 S.6). Kein Wunder, hatten doch beide Inhaber, Brachhausen und Rießner, zuvor in Lochmanns Fabrik gearbeitet. Lochmann reagierte sogleich und mit Entschiedenheit, so dass das neue Spielwerk sogar wieder zurückgezogen werden musste: „Ein leider nur kurzes Dasein in diesem Musterlager war dem „Polyphon“ beschieden; von seiner Geburt an durch die Concurrenz verfolgt, wurde es noch in der Engros-Woche von den Fabrikanten wieder fortgeholt.“ (ZfI 11/1890 S.6). Dieser Zwischenfall konnte jedoch die weitere Herstellung und sodann den Erfolg der „Polyphon“- Schatullen und Spielschränke nicht aufhalten.  

Bereits 1892 trat Brachhausen aus der Firma aus. Er gründete in New Jersey die Regina Music Box Company und legte den Grundstein für den bedeutenden Aufschwung der Musikwerke- und später Grammophonindustrie in den USA.

1895 ging die Firma in der Polyphon Musikwerke AG auf (→ Polyphon).

Firma in Daten:
  • 1889 Gustav Adolph Brachhausen und Ernst Paul Rießner beendeten ihre Arbeit bei Symphonion und gründeten ihre eigene Firma .
  • 1890 erstmalige Ausstellung des Polyphon zur Leipziger Herbstmesse; Patentstreit mit Paul Lochmann (ZfI 11/1890 S.6) 
  •  1891 einen großen Automaten „Polyphon“ zur Herbstmesse ausgestellt; Alleinvertrieb hat GROB (ZfI 12/1891 S. 6)
  • 1892 Firma in Wien bei Ausstellung vertreten (ZfI 12/1892, S.499), Brachhausen zur Eröffnung anwesend (ZfI 12/1892, S.423). Besondere Anerkennung durch Prinz Ludwig von Bayern (ZfI 12/1892, S.592). Brachhausen von der Vertretung ausgeschlossen, da er demnächst nach Amerika zur Gründung einer Filiale reist (ZfI 12/1892, S.759).
  • 1893 alte Fabrik-Räume in Eutritzsch geräumt und das neue „Prachtetablissement“ in Wahren an der Eisenbahn-Haltestelle Leipzig-Wahren bezogen. Diese Fabrik kann als Musteranlage bezeichnet werden (technische Ausstattung, Lage) (ZfI 13/1893, S.729). Zur Weltausstellung Chicago vertreten (ZfI 13/1893, S.520)
  • 1895 am 1.4. Firma umgewandelt in Polyphon Musikwerke AG. (ZfI 15/1895, S.577)

     

    Bild: Foto von der Weltausstellung Wien 1892, aus ZfI 12/1892 S. 704
Auszeichnungen:
1894 Antwerpen Weltausstellung: Silbermedaille für Polyphons (ZfI 14/1894, S.829)
Personalien:
Brachhausen, Gustav Adolph
(†2.10.1943 mit 83 Jahren) Er arbeitete bei →Symphonion und war an der Entwicklung der ersten Lochplatten-Spieldosen beteiligt. Zusammen mit Paul Riessner verließ er dieses Unternehmen, um diese Firma zu gründen. 1892 ging er nach Amerika und errichtete eine Zweigstelle von →Polyphon in Jersey City. Hier schlug er jedoch eigene Wege ein, und 1893 präsentierte er sein eigenes Modell „Regina“. Im März 1894 wurde hier die Regina Music Box Company gegründet. Brachhausen erwirkte weitere Patente, u.a. für den Plattenwechsler. Seine leitende Stellung musste er in der Firma aufgeben, als die Produktion von Stimmenkamm-Musikwerken aufgrund weltweit sinkender Nachfrage beendet wurde. Er war in zweiter Ehe verheiratet mit der Tochter seines Arrangeurs Octave F. Chaillet.
Literatur:
Ord-Hume, Arthur W.J.G. The Musical Clock, Derbyshire 1995 S. 224-226, 229.
Warenzeichen:
(Bild) Frau mit Harfe und Ehrenkranz unter Komet, Nr. 4926 (ZfI 11/1891, S.307):

 

Patente und Gebrauchsmuster:
Die Firma erlangte zwischen 1890 und 1894 insgesamt sieben Patente und 12  Gebrauchsmuster-Einträge, zwei weitere Gebrauchsmuster erwarb Rießner 1893 allein. Die meisten Erfindungen bezogen sich auf Stahlstimmen-Musikwerke. Mit ihrer patentierten „Anreißvorrichtung für Strahlstimmen“ (Nr. 60010), der Auslösungsvorrichtung (62742), ihrer Maschine zu Herstellung von Lochplatten (Nr. 72445) und der Dämpfereinrichtung (Nr. 18998) - alles 1890/91 erteilt - schufen sie eine Basis für die eigene Produktion.

Patente (für die Firma)

  •   60010 Anreißvorrichtung für Stahlstimmen. 2.12.90 (ZfI 12/1891 S.37, ausführlich S. 231):

  • 61860 Regulator für Antriebwerke mechanischer Musikwerke. 1.9.1891  (ausführlich mit Skizze ZfI 12/1892 S.583)

  • 62660 Hebel-Anordnung an mechanischen Musikwerken mit Stimmenkämmen. 25.1.91 (ZfI 12/1892 S.353)
  • 62742 Selbsttätige Auslösungsvorrichtung für mechanische Musikwerke. 30.8.90 (ZfI 12/1892 S.403)   
  • 72445 Maschine zur Herstellung von Notenplatten für mechanische Musikwerke. 27.8.91 (ZfI 14/1893 S.97)
  • 73294 Regulator für Antriebwerke mechanischer Musikinstrumente. Zusatz zu 61860. 15.4.93 (ZfI 14/1894 S.255, ausführlich S. 475)   


 

  • 80924 Vorrichtung zum Anreißen von Saiten durch schräg gelagerte Anreißrädchen. 10.6.94. (ZfI 15/469; ausführlich ZfI 15/755)   


Gebrauchsmuster (für Paul Riessner in Wahren)

  • 18998 R 1153 Dämpfereinrichtung für mechanische Zungenstimmeninstrumente, bestehend aus einem einzigen federnden Stück, welches mit drei Streifen versehen ist, von denen je einer zum Halten des Rädchens, zum Dämpfen und zum Bewegen des Dämpfers bestimmt ist. 26.10.93 (ZfI 14/1893 S.175)
  • 78412 Einrichtung an Apparaten zum mechanischen Spielen von Tasteninstrumenten behufs Erzeugung verschieden starker Töne. 24.11.93 (ZfI 15/97, ausführlich ZfI 15/471)


Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 24128  B 2616 Gehäuse in Pianinoform, in welchem sich ein Musikwerk mit auswechselbaren Notenscheiben befindet. 27.3.94 (ZfI 14/1894 S.545)
  •  24129   B 2615 Taschenuhr mit einem Musikwerk mit auswechselbaren Notenscheiben. 27.3.94 (ZfI 14/1894 S.545)
  • 26429   B 2704 Musikautomat in Form eines Fasses mit einer Figur, die nach Auslösung eines Musikwerkes Bewegungen ausführt  16.4.94 (ZfI 14/1894 S.665)
  •  27001 B 2906 Glatte Walze mit umlegbarem Notenblatt für mechanische Musikwerke mit Stimmenzungen. 9.6.94 (ZfI 14/1894 S.715)
  • 27135 B 2878 Aus zwei zwischen zwei Platten geklemmten Blattfedern bestehende Sicherheitskurbel zum Aufziehen von Musikwerken 1.6.94 (ZfI 14/1894 S.715)
  • 27345 B 2825 Runde Spielblätter mit geglätteter Oberfläche für Musikwerke. 28.5.94 (ZfI 14/1894 S.741)
  • 29629  B 3165 Durch ein Uhrwerk, eine eingeworfene Münze oder durch Drehen eines Knopfes zu betätigendes Stimmenzungen-Musikwerk. 10.8.94 (ZfI 14/1894 S.897)
  • 31182 B 3345 Mechanisches Musikwerk mit von außen beliebig umschaltbarer Walze. 28.9.94 (ZfI 15/1895 S. 127)
  • 31608 B 3385 Durch Anreißrädchen bethätigtes Glocken-, Trommel- und Paukenspiel für mechanische Musikwerke. 11.10.94 (ZfI 15/1895 S.127)
  • 32337 B 3443 Anreiß-Vorrichtung für mehrere Stimmenkämme mit zwangsläufig untereinander verbundenen Anreißrädchen. 23.10.94 (ZfI 15/1895 S. 209)
  • 32419 B 3493 Stimmenzungen-Musikwerk mit vogelstimmenartiger Begleitung.5.11.94 (ZfI 15/1895 S. 211)
  • 33633 B 3618 Aus einer zwischen zwei Platten geklemmten Blattfeder bestehende Sicherheitskurbel zum Aufziehen mechanischer Musikwerke 1.12.94 (ZfI 15/1895 S. 287)