Leipziger Musikwerke SONATINA
Firmenname:
1896-1901  Leipziger Musikwerke „Sonatina“ Rudolf Wünsch & co.
Adressen:
1897-1899      Querstr. 14
1900                Sophienstr. 27
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1897-1900

Rudolf Wünsch war der Sohn von Julius Dietrich Wünsch, Kontrabassist am Gewandhaus und Inhaber einer gleichnamigen Firma für Konzertina-Bau. So war Rudolf Wünsch bereits von Hause aus bestens mit dem Bau von Harmonikainstrumenten vertraut. Einer Zeitungsnotiz zufolge unternahm er außerdem umfassende Studien in der Musikinstrumenten-Industrie im In- und Ausland, erwarb technische und kaufmännische Kenntnisse (ZfI 16/1896, S.925). 1895 entwickelte er die „Sonatina“ nach dem Prinzip der Organette mit Lochscheiben. Durch den manuell zu bedienenden Faltenbalg hatte der Spieler großen Einfluss auf Dynamik und Artikulation (Reuter1999). 1896 wurde berichtet:  „Das neu erfundene Instrument... ist ein mechanisches Bandoneon, welches ohne Aufziehen sofort von Jedermann, vermittelst auflegbarer Metallnotenscheiben gespielt werden kann. Der Mechanismus ist ein äußerst einfacher …, das Instrument, nicht viel theurer als ein besseres Accordeon, ist leicht transportabel und hat eine außerordentliche Tonfülle...“ (ZfI 16/1896, S. 925).

Firma in Daten:
  • 1896 Firma ins Handelsregister am 15.6. eingetragen. Inhaber ist Johannes Rudolf Wünsch, Musikalienhändler, persönlich haftender Gesellschafter (ZfI 16/1896, S.733)
  • 1897 Friedrich Woldemar Kurt Roßberg Prokura erteilt (ZfI 18/1897, S.131).
  • 1898 Wünsch ausgeschieden, an seiner Stelle Roßberg als Teilhaber eingetreten (ZfI 18/1898, S.683)
  • 1899 Kommanditist ausgeschieden, Firma auf Uhrmacher Johannes Paul Mucker übergegangen (ZfI 19/1899, S. 483). Am 21.8.99 Konkursverfahren eröffnet (ZfI 19/1899, S.1029)
  • 1901 Konkursverfahren: Schlußtermin festgesetzt per 5.3.01 (ZfI 21/1901, S.371)
Personalien:
Mucker, Johannes Paul

 (*3.4.1878 Leipzig), zweiter Sohn von Johann Emil Mucker (→Leipziger Musikwerke Euphonika), Uhrmacher, Bürger seit 1898 (laut polizeilichem Melderegister Leipzig). Er wohnte 1900 in der Zeitzer Str. 7 und ab 1901 in Oetzsch (damals ein Leipziger Vorort). Ab 1908 ist er nicht mehr im Leipziger Adressbuch gelistet.

Literatur:
  • Reuter,Christoph/ Enders, Bernd/ Jacobi, Rolf, Lexikon Musikautomaten, CD-Rom Wiesbaden 1999.
  • Birgit Heise, Mechanische Handharmonikas aus Leipzig, in:  Das Mechanische Musikinstrument Nr. 98, April 2007 (Herausgeber Bernhard Häberle) S. 17-21.
Warenzeichen:
  • amabile, Nr. 33929  L 2397, ab 5.11.98 (ZfI 19/1899 S.209)
Patente und Gebrauchsmuster:

Rudolf Wünsch hatte offenbar mindestens das folgende Patent erworben und dazu zwei Zusätze entwickelt:

Patent (für Karl Kretschmar Delitzscher Str. 7c und Richard Liebeskind Delitzscher Str. 72)

  • 86324 Antriebsvorrichtung für das Notenblatt mechanisch spielbarer Ziehharmonikas. 26.7.95 (ZfI 16/1896 S. 459; ausführlich mit Skizze S.759)

 Gebrauchsmuster (für Rudolf Wünsch, Leipzig)

o       57977 W 4119 Notenblatt für mechanische Musikwerke bei welchem die kürzeren Notenzeichen aus einem, die längeren hingegen aus einer entsprechenden Anzahl aneinandergereihter Bügel gebildet sind. 18.5.96 (ZfI 16/1896 S.733)

Patente (für Rudolf Wünsch, Leipzig)

  • 89414 Antriebsvorrichtung für das Notenblatt mechanisch spielbarer Ziehharmonikas. Zusatz zu 86324. 30.4.96 (ausführlich ZfI 17/1897 S.363):

 

o       92723 Antriebsvorrichtung für das Notenblatt mechanisch spielbarer Ziehharmonikas.2. Zusatz zu 86324. 12.11.96 (ZfI 17/1897 S. 589)

Gebrauchsmuster (für die Firma)

o    95136 L 5267 Anreißhebel für Musikwerke mit verbundenen Schenkeln. 28.4.98 (ZfI 18/1898 S.733)

  • 108413  W 7944 Treibwerk für mechan. spielbare Ziehharmonikas und dgl., bei welchem das durch Sperrhebel und Schere mit dem Balgkasten in Verbindung stehende Schaltrad des Federwerkes durch Bremsscheiben mit letzterem verbunden, im übrigen aber lose drehbar angeordnet ist. 20.12.98 (ZfI 19/1899 S.393)

 Gebrauchsmuster (für Johannes Paul Mucker, Peterssteinweg 7)

  • 93082 M 6666 Notenblatt für mechanische Musikwerke mit erhöhten, kurzen und langen durch Rippen versteiften Notenzeichen. 21.3.98 (ZfI 18/1898 S.623)
  • 93083 M 6667 Spielmechanik für Leierkasten und dgl. bei welcher die Spielhebel ihren Drehpunkt nahe an der für die Musikzeichen des Notenblattes bestimmten Angriffsstelle haben und je durch eine Stange mit den Stimmenklappen verbunden sind. 21.3.98 (ZfI 18/1898 S.623)
  • 93608 M 6707 mechanische Musikwerke mit durch Luftstrom betätigten Tonkörpern und auswechselbaren Notenblättern, bei welchem die Windbälge und das Notenblatt durch ein Laufwerk angetrieben werden. 29.3.98 (ZfI 18/1898 S.651)
  • 123256 M 7831 Treibwerk für mechanische Musikwerke, bei welchem der Antrieb des Hauptrades vermittels einer durch Seil bzw. Kette mit dem Federgehäuse in Verbindung stehenden Kegeltrommel bewirkt wird. 28.12.98 (ZfI 20/1899 S.125)