Firmenname:
1901 Phänomenal-Musikwerke Staffelstein & Kluge
Adressen:
1901 Breitenfelder Str. 10
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
nicht verzeichnet
Zwischen 1899 und 1901 erhielten Adolf Staffelstein und Franz Kluge zahlreiche Patente und Gebrauchsmuster, vor allem zu Musikwerken mit schraubenförmigem Notenblatt. Darauf basierend fertigten sie „Phänomenal“-Lochplattenautomaten und führten sie im März 1901 vor. Der Bericht zur Ostermesse 1901 – ausgestellt waren zwei Standautomaten – klang wohlwollend, enthielt allerdings nicht nur positive Aspekte: Die Instrumente hätten eine “bessere Führung der Scheiben, die sich nicht wie die bisherigen Notenblätter an der Mittelachse ausschleifen und ein unkorrektes Spiel verursachen. Ferner beanspruchen die zu einer einzigen langen Schraubennote vereinigten 10 oder 12 Stücke weit weniger Raum, während das bisher nötige häufige Auswechseln … so gut wie wegfällt. Weniger gelungen ist Herrn Kluge die Tonqualität und auch die Tonfülle“ (ZfI 21/1901, S.438). Vermutlich waren es auch u.a. diese Kritiken, die das schnelle Scheitern des Unternehmens bewirkten (vgl. auch Goldhoorn).
Die Firma selbst beschrieb die besonderen Vorteile des Musikwerkes folgendermaßen: „Was das „Phänomenal“ vor ähnlichen Instrumenten voraus hat, das ist die unbegrenzte Dauer der Stücke. Das Notenblatt nämlich ist schneckenförmig zugeschnitten und dreht sich, ähnlich wie eine Schraube, zwischen Anreisser und Notenblatthalter, und zwar ohne das geringste Nebengeräusch zu verursachen“. In einem anderen Kommentar in der ZfI wurde betont, dass die Idee der schraubenförmigen Lochplatte von Franz Kluge erdacht sei, jedoch sei deren Ausführung schwierig. In jeder Größe, als Automat oder Schatulle, sei das Instrument bestens geeignet für Salonmusik, da man ganze Opernteile hintereinander spielen könne (ZfI 21/1901, S.354).
Firma in Daten:
- 1901 Firma mit mehreren Inseraten und Erwähnungen in der ZfI (Inserat ZfI 21/1901 S. 364 u.a.)
Bild: Inserat aus ZfI 21/1901 S. 364
Personalien:
Kluge, Eduard Franz
(*12.6.1881 Leipzig † ca. 1943), Techniker und Ingenieur, Sohn von Franz Gottlob Kluge (1830-1882; laut polizeilichem Melderegister Leipzig). Kluge hatte in den 1930er Jahren eine Elektro-Radio-Fono-Großhandlung in der Grassistr.9 und erscheint letztmalig 1943 im Leipziger Adressbuch. Ab 1947 wird als Geschäfts-Inhaberin eine Irmgard Kluge (Frau oder Tochter) verzeichnet, so dass anzunehmen ist, dass Kluge (während des Krieges?) zwischen 1943 und 1947 umgekommen ist.
Staffelstein, Adolf
(1864-1930) wohnte seit 1899 in Lausen bei Leipzig auf dem Gut seiner Familie (heute Staffelsteinstraße) wo er bis zu seinem Tode verblieb. Zum Gut Staffelstein gehören neben der Villa mit großem Park auch mehrere Nebengebäude. Staffelstein wird in mehreren Wählerlisten von Lausen als Guts- und Fabrikbesitzer erwähnt und muss außerordentlich vermögend gewesen sein. Er war verheiratet mit Else geb. Gaspary, einer Jüdin (gestorben in Theresienstadt 1942).
Literatur:
- Goldhoorn, Luuk, Staffelstein & Kluge, in: Das Mechanische Musikinstrument 90/2004 S. 28-31.
- Hocker, Jürgen, Die selbstspielende Violine, in: Das Mechanische Musikinstrument 50/1990, S. 40-49 (zum Patent für mechanische Streichinstrumente).
- Bericht in der Leipziger Volkszeitung zum Gut Staffelstein in Lausen: "Wahre Schätz in den Mauern" von Julia Tonne, LVZ vom 27.4.2011, Lokalteil.
Patente und Gebrauchsmuster:
Patente (für Franz Kluge, Breitenfelder Str. 10, Leipzig-Gohlis)
- 126367 Führung für schraubenförmige Notenblätter mechanischer Musikwerke. 19.10.1900. (ZfI 22/1901 S.75)
- 127106 Vorrichtung zum mechanischen Spielen von Streichinstrumenten. 21.7.1900. (ZfI 22/1901 S.126, ausführlich ZfI 22/1902 S.517)
- 134483 Führung für schraubenförmige Notenblätter mechanischer Musikwerke. Zusatz zu 126367. 24.9.1901. (ZfI 22/1902 S.861)
Gebrauchsmuster (für Franz Kluge, Breitenfelder Str. 10, Leipzig-Gohlis)
- 149693 K. 13722 Schraubenförmige Notenscheibe, welche aus einzelnen runden Scheiben besteht, die radial aufgeschnitten und an den Stoßstellen mittels Klammern verbunden werden, deren Schenkel durch Löcher hindurchgesteckt und umgebogen werden. 18.2.1901. (ZfI 21/1901 S.503)
- 149694 K. 13723 Schraubenförmige Notenscheibe, welche aus einzelnen runden Scheiben besteht, die radial aufgeschnitten und an den Stoßstellen mittels Streifen verbunden werden, welche durch Einschnitte hindurch gesteckt und deren Enden umgebogen werden. 18.2.1901. (ZfI 21/1901 S.503)
- 150185 K. 13756 Klemmplatten-Verbindung an schraubenförmigen Notenscheiben, bei welchen die aus Blech zusammengebogenen Klemmplatten mit zwei Lappenpaaren versehen sind. 26.2.1901. (ZfI 21/1901 S.529)
Gebrauchsmuster (für Adolf Staffelstein, Lausen bei Markranstädt und Franz Kluge, Leipzig-Gohlis, Breitenfelderstr. 10)
- 130193 St. 3932 Notenblatt für mechanische Musikwerke mit am Umfang eingeprägtem, ununterbrochen wellenförmigem Antriebszahnkranz. 5.2.1900. (ZfI 20/1900 S.537)
- 131282 St. 3906 Aus mit radialen Einschnitt und kreisförmigem Schlitz versehenen Scheiben zusammengesetztes schraubenförmiges Notenblatt für mechanische Musikwerke. 18.1.1900. (ZfI 20/1900 S.571)
- 141300 St. 3902 Dämpfervorrichtung für mechanische Musikwerke, mit zwischen Spannleisten verschiebbar gehaltenen Dämpferfedern. 18.1.1900. (ZfI 21/1900 S.101)
- 162543 St. 3903 Mit Vorsprüngen zum Markiren des jeweilig über den Anreißern befindlichen Musikstücken versehenes, schraubenförmiges Notenblatt für mechanische Musikwerke. 18.1.1900. (ZfI 22/1901 S.127)
- 162544 St. 3904 Schraubenförmiges Notenblatt für mechanische Musikwerke mit zwischen je zwei Musikstücken angebrachten Einfallöffnungen. 18.1.1900. (ZfI 22/1901 S.127)
- 162545 St. 3905 Mechanisches Musikwerk mit auf freitragender Platte angeordnetem Anreißmechanismus und verschiebbarer Andrückvorrichtung. 18.1.1900. (ZfI 22/1901 S.127)
Patente (für Adolf Staffelstein, Lausen bei Markranstädt und Franz Kluge, Leipzig-Gohlis, Breitenfelderstr. 10)
- 112940 Schraubenförmiges Notenblatt für mechanische Musikwerke. 27.9.1899. (ZfI 20/1900 S.775):
- 115905 Dämpfervorrichtung für Stahlstimmen mechanischer Musikwerke. 29.9.1899. (ZfI 21/1900 S.43)
- 118018 Dämpfervorrichtung für Stahlstimmen mechanische Musikwerke. Zusatz zu 115905. 31.5.1900. (ZfI 21/1901 S.287, ausführlich mit Skizze ZfI 21/1901 S.587)
- 125322 Einrichtung zum Verstellen des Notenblattes an mechanischen Musikwerken mit schraubenförmigen Notenblättern. 18.11.1899. (ZfI 22/1901 S.19, ausführlich mit Skizze ZfI 22/1902 S.375):