Musikwerke TANNHAEUSER
Firmenname:
1898-1900 Musikwerke Tannhäuser
1900-1901 Musikwerke Tannhäuser Oscar Caspar
Adressen:
1898 Lindenthal-Leipzig (ZfI 18/1898, S.781)
1900 Thüringer Str. 1-3 (ZfI 20/1900 S.663)
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
nicht verzeichnet

Ab 1897 erhielt Alwin Plessing, Inhaber dieser Firma, ein Patent und mehrere Gebrauchsmuster zu einer verstellbaren Notenscheiben-Tragachse, die es ermöglichte, zwei Stücke mittels einer einzigen Lochplatte abzuspielen. Auf Basis dieser Erfindungen baute man besondere Lochplatten-Musikwerke mit Stimmenkamm namens „Tannhäuser“.

Ähnliche Modelle waren als „Sirion“ bereits in Gebrauch. Die Firma →Sirion war jedoch 1897 in Konkurs gegangen, und offenbar war der „Tannhäuser“-Automat der Nachfolger dieser wenig erfolgreichen Spieldose. Denn zur Herbstmesse 1898 kommentierte man: „Das verbesserte „Sirion“, das unter dem Namen „Tannhäuser“ ... hergestellt wird, unterscheidet sich von seinem Vorgänger sehr vortheilhaft durch seinen ruhigen Gang und namentlich dadurch, dass es ganz correct spielt und seine beiden Stücke tadellos zu Gehör bringt... Ist das erste Stück abgespielt, so genügt die Verstellung eines Hebels resp. der Achse der Platte, um eine neue Angriffslinie zu bilden, wodurch das Abspielen eines zweiten Stücks ermöglicht wird. Den... Schatullen ist ein schöner und gesangreicher Ton nicht abzusprechen“. Kritisiert wurde lediglich die unschöne Form der Schatulle (ZfI 18/1898 S. 911).

1899 zur Herbstmesse findet man folgenden Kommentar: „Die Tannhäuser-Werke spielen ebenfalls zwei Stücke, aber das Auswechseln geht bis jetzt noch nicht automatisch von statten, es muss das durch einen seitwärts angebrachten Knopf bewirkt werden. Bei den neuen großen Werken, die in Vorbereitung sind, soll das alles anders, auch dem Verlangen nach großem mächtigem Tone ganz besonders Rechnung getragen werden. Die ausgestellten Schatullen und auch der kleine Automat zeugen von bedeutendem Fortschritte gegen früher; es sind mehr Saloninstrumente mit sehr lieblichem... Tone, von denen man in Anbetracht der nur geringen Stimmenzahl in der That nicht mehr verlangen kann“ (ZfI 19/1899, S.1010).

Ebenso wie der Vorgänger SIRION konnte auch diese Firma sich nur sehr kurze Zeit behaupten. Sogleich nach der Übersiedelung in größere Räume musste das Konkursverfahren eröffnet werden.

Firma in Daten:
  • 1898 erste Erwähnung als „Musikwerke Tannhäuser“, Inhaber Caspar & Plessing (ZfI 18/1898, S.781)
  • 1899 Alwin Plessing ausgeschieden, ein Kommanditist eingetreten. „Das Fabrikgeschäft wird … von Herrn Oscar Caspar unter Uebernahme sämmtlicher Aktiva und Passiva fortgesetzt“ (ZfI 19/1899, S.427)
  • 1900 Firma hat sich nach Übersiedlung in größere Räume Thüringer Str. 1-3 „kräftig entwickelt“. (ZfI 20/1900, S.492). Über das Vermögen von Richard Otto Oskar Caspar, Inhaber der Firma „Musikwerke Tannhäuser Otto Caspar“ wurde am 25.4.00 das Konkursverfahren eröffnet (ZfI 20/1900, S.661)
  • Konkursverfahren aufgehoben (ZfI 21/1901, S.589)
Literatur:
  • Goldhoorn, Luuk, Die Tannhäuser in der Zeitschrift für Instrumentenbau, in: Das Mechanische Musikinstrument  37/1985, S. 18-21.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The Musical Clock, Derbyshire 1995 S. 232.
  • Ord-Hume, Arthur W.J.G., The musical box: a guide for collectors, Atglen 1995.
Patente und Gebrauchsmuster:

Patente (Alwin Plessing, Constantinstr. 18, Leipzig-Reudnitz)

  • 99899 Vorrichtung zum Verstellen des mit zwei Musikstücken versehenen Notenblattes bei mechanischen Musikwerken. 21.5.1897. (ZfI 18/1898 S. 983, ausführlich mit Skizze ZfI 19/1899 S.365, Patentschrift abgebildet bei Goldhoorn S. 20 ) 

 

 

Gebrauchsmuster (Alwin Plessing Reudnitz und Lindenthal)

  • 93145 P. 3637 Musikwerk mit vom Spielgehäuse getrennt angeordnetem Triebwerk. 12.3.1898. (ZfI 18/1898 S.623)
  • 96338 P. 2980 Von der Mechanik unabhängige, mittels Schiebstange verstellbare Notenblatttragachse an mechanischen Musikwerken. 20.5.1897. (ZfI 18/1898 S.761)
  • 98461 P. 3856 Dämpferfeder für mechanische Musikwerke mit Stahlzungen mit zwecks weichen Anlegens angebogener Schlinge. 1.7.1898. (ZfI 18/1898 S.865)