Apollo Musikwerke
Firmenname:
1901-1906  Apollo Musikwerke Max Espenhain & co.                                                           
Adressen:
1903                Gohlis, Dorotheenstr.13, Comtoir Grimmaische Str.19
1904-1905      Gohlis, Dorotheenstr. 27, Comptoir Grimmaische Str.19
1906                Georgstr. 4
Verzeichnet im Leipziger Adressbuch:
1903-1906

Die nur kurze Zeit bestehende Firma produzierte Orchestrions mit Saiten und Pfeifen sowie Vorsetzer und mechanische Trommeln.

Schon seit 1900 arbeiteten die drei Inhaber Lösche, Kretschmar und Espenhain zusammen und erwarben Patente für mechanische Musikwerke. Espenhain hatte zudem praktische Erfahrungen bei →Kalliope Musikwerke gesammelt. Auf dieser Basis versuchten sie 1901 das Wagnis einer Firmengründung, hatten jedoch kein Glück. Ihre Orchestrions und auch der Vorsetzer fanden kein gutes Echo in der damals maßgeblichen, von Paul de Wit geführten ZfI. So wurde an den Orchestrions bemängelt, dass eine Kombination von Flötenwerken mit Saiten unmöglich funktionieren könne, da sich Pfeifen bei jeder Temperaturschwankung verstimmten, Saiten jedoch nicht (ZfI 21/1901, S. 795). Der 1903 präsentierte Vorsetzer galt als hoffnungslos altmodisch (ZfI 23/1903, S.473). Diese negativen Schlagzeilen könnten ein Grund für das baldige Ende der Firma gewesen sein (vgl. Schmitz).

Lösche (→Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche) und Kretschmar (→Herkules-Musikwerke) bewiesen später großes Geschick auf dem Gebiet der Automatenherstellung und traten mit technischen Meisterleistungen verschiedener Art an die Öffentlichkeit.

Notenrollen der Marke „Apollo“ und möglicherweise auch diese Orchestrions wurden bis 1926 bei →Gubbe, Julius gebaut; vielleicht hatte Julius Gubbe die Produktpalette übernommen.

        Bild: Inserat aus ZfI 22/1902 S. 424

Firma in Daten:
  • 1901 Gesellschaft am 15.11. errichtet. Inhaber sind Gustav Max Espenhain, Carl Kretschmar und Paul Lösche. Eintrag ins Handelsregister auf Blatt 11134. Kretschmar und Lösche vertreten nur in Gemeinschaft (ZfI 21/1901, S. 795).
  • 1902 Lösche als Gesellschafter ausgeschieden. Kretschmar von Vertretung der Gesellschaft ausgeschlossen (ZfI 23/1902, S.73)
  • 1905 Firma aufgelöst. Liquidator ist Paul Ehrlich, Kretschmar ist als Gesellschafter ausgeschieden. (ZfI 25/1905, S.597). „Die Einträge, dass die Gesellschaft aufgelöst und der Direktor Ehrlich Liquidator sei, haben sich erledigt“ (ZfI 25/1905, S.769).
  • 1906 letzter Eintrag ins Leipziger Adressbuch
Personalien:
Espenhain, Gustav Max (bei Apollo)

(*1860 Leipzig, † 1931) war von 1881 bis 1889 in Klingenthal und wirkte danach als „Kaufmann in Auerbach/Vogtland“ (ZfI 15/1895, S.683). Er war 1895-1900 Teilhaber bei KALLIOPE und gründete 1901 dieses Unternehmen. Espenhain erscheint im Leipziger Adressbuch als Kaufmann 1915-17 mit Wohnsitz Breitenfelder Str. 32 und 1918-31 Reudnitz Münsterstr. 15. Espenhain starb am 15.5. 1931. Ab 1932 ist seine Witwe eingetragen.

Kretzschmar, Carl Heinrich (bei Apollo)

  (* 13.6.1847 Gera, † 1907) war gelernter Orgelbauer, dann „Musikwerke-Fabrikant“. Bis 1888 wohnte er in Leipzig-Gohlis, zuletzt Hallesche Str. 10, zog dann nach Eutritzsch und ist nach 1900 wieder in Gohlis nachweisbar. Mit seiner Frau Lina Maria (geb. 1851) hatte er drei Töchter und zwei Söhne. Er hatte in den 1890er Jahren mehrere Patente für mechanische Ziehharmonikas erlangt. Zusammen mit Paul Lösche entwickelte er außerdem  seit 1900 Patente für mechanische Musikwerke. Von 1901 bis 1905 war er Teilhaber dieser Firma, bevor er sein eigenes Unternehmen →Herkules-Musikwerke begründete und sich auf mechanische Trommeln spezialisierte. Er wohnte 1904-07 in Gohlis, Lothringerstr.61. Ab 1908 ist nur noch seine Witwe Lina im Leipziger Adressbuch verzeichnet. Sein Name wird nicht immer einheitlich geschrieben (auch Kretschmar u.a.); in den polizeilichen Meldebüchern der Stadt Leipzig schreibt er sich - so wie hier zitiert - Kretzschmar.

Lösche, Paul Louis Gustav (bei Apollo Musikwerke)

 (†15.9.1925 mit 53 Jahren) lernte Orgelbau bei seinem Vater Carl (1842-1919) in Rudolstadt. Nach dem Militär kam er nach Leipzig und war in verschiedenen Musikwerke-Fabriken als Stimmer, zuletzt als Meister tätig. Nach dem Ausscheiden aus dieser Firma gründete er sein eigenes Unternehmen →Leipziger Orchestrionwerke Paul Lösche.

Literatur:

Schmitz, Hans-W., Die Anfänge der Orchestrionfabrik Paul Lösche, in: Das Mechanische Musikinstrument 72/1998 S. 36-38.

Warenzeichen:
  • Apollo, Nr. 54255   E.2544 ab 31.5.1902

 

Patente und Gebrauchsmuster:

Karl (auch: Carl) Kretzschmar hatte bereits zwischen 1891-95 insgesamt fünf Patente erteilt bekommen. Damals befasste er sich intensiv mit der mechanischen Ziehharmonika; seine Ideen fanden Anwendung bei →Leipziger Musikwerke Sonatina.

Patente (für Karl Kretzschmar Eutritzsch)

o       61563 Tastenanordnung für Musikwerke mit durchlochtem Notenblatt. 9.8.91 (ZfI 12/1892 S.229; ausführlich ZfI 12/1892 S.533)

  • 63698 Mechanisch spielbare Ziehharmonika mit durchlochtem Notenblatt. 12.9.91 (ausführlich mit Sklizze ZfI 13/1893 S.197)
  • 66483 Tastenanordnung für Musikwerke mit durchlochtem Notenblatt. Zusatz zu 61563. 1.4.92 (ZfI 13/1893 S.195)

Patent ( für Carl Kretschmar und Paul Fehling)

  • 83735 Vorrichtung zum selbsttätigen Antreiben des Notenblattes bei mechanisch spielbaren Ziehharmonikas. 16.6.94 (ZfI 16/1895 S.21; ausführlich mit Skizze S. 299)

Patent (für Karl Kretschmar Delitzscher Str. 7c und Richard Liebeskind Delitzscher Str. 72)

  • 86324 Antriebsvorrichtung für das Notenblatt mechanisch spielbarer Ziehharmonikas. 26.7.95 (ZfI 16/1896 S. 459; ausführlich mit Skizze S.759):

 

Patente (für Carl Kretschmar und Paul Lösche)                                                

  • 125527 Vorrichtung an mechanischen Musikwerken zur Hervorbringung trillernder und schnarrender Töne. 22.12.00 (ZfI 21/1900 S.45; ausführlich mit Skizze ZfI 22/1902 S.429)

Patente (für Max Espenhain, Carl Kretschmar und Paul Lösche)

  • 129087 Vorrichtung zur Beeinflussung des Kupplungshebels an Einrichtungen zum Zurückrollen der Notenblätter bei mechanischen Musikwerken. 21.6.01 (ZfI 22/1902 S.345)
  • 134650 Umsteuerungsvorrichtung für pneumatische Musikwerke. 20.10.01 (ZfI 22/1902 S.861; ausführlich mit Skizze ZfI 23/1903 S.209) 

Patent (für Max Espenhain)                                                                                                        

  • 164343 Saiteninstrument mit Schwinghämmern, deren durch Federn bewirkter Anschlag mittels beweglicher Leiste geregelt wird..15.10.04 (ausführlich mit Skizze ZfI 26/279)

Patente (für die Firma)

  • 157760 Mechanische Spieleinrichtung für Trommeln. 6.1.04 (ZfI 25/1905 S.277)

Gebrauchsmuster (für die Firma)

  • 189875 A 5953 Pneumatisch-mechanischer Klavierspielapparat mit in denselben eingebauten Pfeifen, Trommeln, Triangeln usw. 27.11.02 (ZfI 23/1903 S.285)
  • 190584   A 5977 Mechanischer Klavierspielapparat, bei welchem die auf die Klaviertasten wirkenden Hebel durch eine rotierende, auswechselbare Notenwalze betätigt wird. 10.12.02 (ZfI 23/1903 S.311)
  • 230700 A 7373 Mit von einem auswechselbaren Notenblatt beeinflußten Anschlaghämmern ausgestattete zum Anschrauben eingerichtete Spielmechanik für Trommeln und dgl 5.7.04 (ZfI 24/1904 S.987)
  • 233679 A 7480 Spielmechanik für mechanische Saiteninstrumente, bei welcher die Spielhebel mit den Anschlaghämmern durch Zwischenglieder derart verbunden sind, dass zur Betätigung der Hämmer ein Notenblatt mit verhältnismäßig enger Teilung benutzt werden kann.(ZfI 25/1904 S.21) 

Gebrauchsmuster (für Max Espenhain)

  • 254084 E 8038 Notentransportier-Einrichtung an mechanischen Musikwerken, Trommeln, Trommelapparaten u. dgl., gleichzeitig als Notenblatthalter dienend. 2.5.05 (ZfI 25/1905 S.903)